Ein Besuch im Lainzer Tiergarten gehört für viele Wiener zu den Weihnachtsferien dazu, ein Abstecher zur Hermesvilla inklusive.
Würde man nicht dumpf aus der Ferne den Verkehrslärm vernehmen, man würde es nicht für möglich halten, dass man sich noch in Wien befindet. Gleich nach Durchschreiten des Lainzer Tors scheint die Großstadt hier im Lainzer Tiergarten ganz weit weg.
An sich befindet sich der Lainzer Tiergarten – der vom Forstamt der Stadt verwaltet wird – gerade im Wintermodus. Ein großer Teil ist in der kalten Jahreszeit gesperrt. Das ändert sich allerdings traditionell in den Weihnachtsferien: Ab dem 24. Dezember ist der Lainzer Tiergarten über mehrere Tore (siehe Infobox) zugänglich. Ein nettes Service, das es vielen Wienern ermöglicht, ihre Familientradition Jahr für Jahr aufrechtzuerhalten: Denn für viele Familien gehört ein Spaziergang im Lainzer Tiergarten während der Weihnachtsfeiertage dazu.
Und auch im Winter gibt es hier einiges zu sehen, wenige Minuten, nachdem man das Areal durch das Lainzer Tor betreten hat, entdeckt man rechterhand die ersten Tiere: Damwild und Mufflons kann man hier durch den Zaun hindurch beobachten, wenn man nicht allzu laut ist: Die Tiere sind ein bisschen scheu. Linker Hand, im Teich, sieht man mit etwas Glück ein paar Enten. Von den Fischen, die hier im Wasser leben, ist in der kalten Jahreszeit natürlich nichts zu sehen. Dafür informiert eine Infotafel über die Tierarten, die hier am und im Wasser leben (Hecht, Karpfen, verschiedene Frösche.) Überhaupt kann, wer das möchte, aus dem einfachen Spaziergang eine kleine Rätselrallye machen. Für Kinder gibt es zwischendurch immer wieder Stationen, an denen sie ihr Wissen zu Flora und Fauna dieses Teils des Wienerwaldes (übrigens seit den 1940ern ein Naturschutzgebiet) überprüfen können. Es gibt aber auch mehrere nette Spielplätze, einer etwa beim Gütenbach-, ein weiterer beim Lainzer Tor.
Nur wenige Minuten Fußweg hinter dem Lainzer Tor steht, unübersehbar und fast geheimnisvoll, die Hermesvilla, eine Dependance des Wien-Museums, die im Winter zwar verwaist (sprich gesperrt), aber auch von außen beeindruckend ist. Kaiser Franz Joseph hat sie im einstigen kaiserlichen Jagdgebiet nach Plänen des Ringstraßen-Architekten Carl von Hasenauer für seine Frau errichten lassen – in der Hoffnung, Kaiserin Sisi würde es so länger in Wien aushalten. Nebenbei ließ er auch die Wiesen planieren: Wegen der vielen Maulwurfshügel hätte die Kaiserin hier sonst nicht ausreiten können.
Wer einen längeren Spaziergang plant und noch ein Stück tiefer in den Tiergarten hineinwandert, entdeckt vielleicht auch eine andere Tierart: An die 100 Rot- und 200 Damhirsche leben hier – nicht zu vergessen die Wildschweine, von denen es bis zu 1000 Exemplare auf dem riesigen Areal gibt.
Tiergarten
Der Lainzer Tiergarten ist täglich von acht bis 17 Uhr geöffnet. In den Weihnachtsferien (24. 12. bis 8. 1.) sind das Lainzer, das Nikolai-, das St. Veiter sowie das Gütenbachtor geöffnet. Der Eintritt ist frei.
www.lainzer-tiergarten.at
("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.12.2016)