Belvedere-Lokal: (K)ein Friedensangebot

Visualisierung des Gastgartens, mit Blick auf Teich und Schwarzenberg-Garten darunter.
Visualisierung des Gastgartens, mit Blick auf Teich und Schwarzenberg-Garten darunter. (c) Stöckl im Park
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Der neue Biergarten soll kleiner werden, Musik gibt es keine und Lärm wird gemessen. Bei Anrainern und Bezirkspolitik gehen trotzdem die Emotionen hoch. Für die Schwarzenberg-Stiftung ist die Alternative nur Privatisierung.

Wien. So viel Publikum sei selten, wenn nicht überhaupt noch nie dagewesen. Immer wieder waren derartige Äußerungen am Donnerstagabend in der Bezirksvertretung Wieden zu hören. Immerhin, es ging um „den“ Aufreger des gewöhnlich ruhigen Viertels an der Grenze zum dritten Bezirk.

Das Stöckl im Park, das geplante neue Braulokal im alten Belvederestöckl, das die Betreiber des Salmbräus wiederbeleben wollen. Die Anrainer fürchten eine Art „permanentes Oktoberfest“ samt Lärm, Staus und Betrunkenen. Die Betreiber beschwichtigen: Es werde ein gediegener Biergarten.

Politisch ist die Richtung klar: Das Bezirksparlament hat sich einstimmig auf eine Resolution geeinigt, die auf eine Reduktion von Lärm und Verkehr abzielt. Dazu forderte man eine Reduktion der Sitzplätze im Garten und einen Verzicht auf Musik im Außenbereich. Der Bezirk Wieden ist allerdings, was das Projekt angeht, weitgehend machtlos, schließlich liegt das Lokal auf der anderen Seite der Bezirksgrenze, die auf der Prinz-Eugen-Straße verläuft, also im dritten Bezirk. Dennoch, bei den Anrainern und den Bezirkspolitikern gehen die Emotionen hoch, es geht um Vorwürfe, wer alles von dem Projekt gewusst habe und politisch Fakten geschaffen habe, ohne die Anrainer zu informieren. „So viel Aufmerksamkeit“, kommentiert ein Beobachter der hitzigen Sitzung, „haben sie ja nie. Jetzt müssen sich alle produzieren und sich die Schuld zuweisen.“

Schließlich hat der Protest auch Wirkung gezeigt: „Wir haben den Anrainern quasi ein Friedensangebot gemacht“, sagt Thomas Szekely, Sprecher der Familie Welledits, also der Betreiber des Stöckl im Park. Die Zahl der Sitzplätze wird um 120 auf 760 reduziert, 360 im Garten, 400 im Haus. Der Garten wird auch kleiner, weil der Zubau zum alten Stöckl von der Mauer wegverlegt wird. Das geschieht, damit die Bäume an der Prinz-Eugen-Straße erhalten bleiben. Aber auch, weil der Straßenlärm zu laut sei. Musik sei im Außenbereich ohnehin nie geplant gewesen. Die Betreiber wollen sich auch verpflichten, ein System zur Lärmmessung zu installieren. Inklusive einer Lärmobergrenze, bei deren Überschreiten die Betreiber versprechen einzugreifen. Am 13. November soll es eine Infoveranstaltung in der Bezirksvertretung geben, zu der Anrainer geladen sind.

Keine generelle Parköffnung

Dort dürfte auch der anliegende Schwarzenberg-Garten Thema sein. Denn unter Anrainern und von Bezirkspolitikern kursiert das Gerücht, der Garten – auch Schlüsselpark genannt – werde mit Neueröffnung des Stöckl öffentlich zugänglich beziehungsweise, dass das eine Forderung der Politik sei.

Das dürfte so nicht stimmen. „Ich wüsste nicht, dass von der öffentlichen Hand eine solche Forderung gestellt wurde“, sagt Anwalt Maximilian Schaffgotsch. Er vertritt die Privatstiftung Schwarzenberg, der das Areal gehört und die auch das Stöckl verpachtet, und stellt klar: „Die Stiftung ist bemüht, den Bewohnern eine öffentliche Nutzung des Gartens zu gewähren, und wir bemühen uns um eine vernünftige Kooperation mit dem Lokal.“ Intern habe die Stiftung viele Varianten geprüft – von der völligen Öffnung bis zur Privatisierung – und entschieden, dass der Zugang zum Garten bleibt wie bisher: Knapp 100 Anrainer, darunter ein Kindergarten, haben einen Schlüssel, darum können Anrainer bei der Stiftung anfragen.

Der Garten ist vom neuen Gastgarten des Stöckl teils einsehbar, aber durch Terrassierung und einen Teich getrennt. Eine völlige Öffnung wäre zu aufwändig zu administrieren, außerdem wolle man nicht zum „Hundeklo des Bezirks“ werden. Eine Öffnung, inklusive Zusammenschluss mit dem Park des Belvedere, war vor Jahren angedacht. Aber damals sei man bei der Burghauptmannschaft auf keinerlei Interesse gestoßen. Rechtlich gibt es zwischen diesem Garten und dem Gasthaus keinen Zusammenhang. Dieses sieht man in der Privatstiftung weitgehend alternativlos – die Alternative zu einem neuerlichen Gastrobetrieb im Stöckl wäre dessen Privatisierung gewesen.

Immerhin, so Schaffgotsch, lagen schon Pläne für eine private Nutzung auf dem Tisch. Das Stöckl als Luxusimmobilie mit Privatpark, die sich irgendein Oligarch gemietet hätte? „Wir haben uns dagegen entschieden, denn dann wäre das Areal für die Anrainer nicht mehr zugänglich. Aber wenn jede Nutzung blockiert wird, wäre das die unvermeidliche Lösung.“ Der Protest habe die Stiftung „total überrascht“: „Man fragt sich, was die Anrainer wollen. Wenn auf der anderen Seite der stark befahrenen Straße Leute hinter einer meterhohen Mauer und einem Gebäudekomplex im Garten sitzen, ist eher der Lärm der Straße das Problem.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.11.2017)

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