Klagen über U-Bahn-Musiker: "Kunden fühlen sich gestört"

Seit Anfang Februar spielen Musiker auch in der U-Bahn-Station Schwedenplatz. Ein Geschäftsbetreiber neben dem Auftrittsort klagt, dass er deswegen Kunden verloren und Einbußen erlitten hat.

"Ein Kunde, der einmal aus dem Büro rausgeht, ist weg", sagt Roman Vaibar. Und genau das, erzählt der Vertriebsleiter der Restplatzbörse, sei in den vergangenen Tagen mehrfach passiert. Den Grund dafür ortet er in den Musikern, die "in drei Meter Luftlinie" vor dem Reisebüro in der U-Bahn-Station Schwedenplatz stehen. Seit 2. Februar ist auch hier ein Standort der U-Bahn-Stars - das sind jene Musiker, die in Stationen der Wiener Linien für Unterhaltung und Belebung sorgen und nach der Vorstellung der zuständigen Stadträtin Ulli Sima auch das subjektive Sicherheitsgefühl erhöhen sollen. Im Sommer 2017 war das Projekt in einem Zwischengeschoß der U-Bahn-Station Westbahnhof gestartet, nach und nach wurde es auch auf andere Stationen ausgeweitet.

"Da spielen die unterschiedlichsten Musiker", sagt Vaibar, "mal mit Gitarre, mal mit Klavier oder auch Opernsänger. Je nach Instrument ist das extrem laut." Und hier beginne das Problem. Viele Kunden hätten sich beschwert und zum Teil Beratungsgespräche abgebrochen. "Manche Beratungen dauern eben ein bisschen länger. Und wenn man dann eine Stunde lang antrompetet wird, geben einige auf." Auch telefonische Beratung sei wegen der Musik manchmal nicht möglich, weil man den Gesprächspartner nicht mehr verstehe. Allein in den ersten neun Tagen, in denen man mitprotokolliert hat, habe es 19 Beschwerden gegeben - und durch nicht abgeschlossene Geschäfte Einbußen von 20.000 Euro.

Ein leiserer erster Slot

Dazu komme, dass man vor dem Start des Projekts nicht informiert worden sei. "Aber man muss den Wiener Linien zugute halten, dass sie schnell reagiert haben, als wir uns gemeldet haben." Ein Mitarbeiter sei gekommen und habe sich die Situation angesehen. Allein, "sie sind ein bisschen planlos, was sie da tun sollen". Man sei mit dem Herrn vom Reisebüro in laufenden Gesprächen, sagt Wiener-Linien-Sprecher Dominik Gries. "Und wir suchen nach einer Lösung, die für alle Beteiligten passt." Dazu gehört unter anderem, dass der erste Slot, der um 15 Uhr beginnt, etwas leiser gespielt werden soll - also ohne Verstärker.

Es sei aber jedenfalls nicht daran gedacht, den Platz an sich aufzugeben - "wir suchen den Kontakt mit Geschäftstreibenden und stimmen uns ab", sagt Gries. Aber letztlich würden auch Geschäfte davon profitieren, dass sich die Aufenthaltsdauer der Passanten im Stationsbereich verlängere. Ein Argument, das Vaibar von der Restplatzbörse nicht gelten lassen will - das sei vielleicht beim Bäcker nebenan so, bei dem man sich schnell einen Kaffee oder ein Weckerl kaufe. Aber bei einem Reisebüro, in dem man doch mehr Zeit verbringe und kommunizieren muss, sei die Lautstärke ein Problem. "Und auch für die Mitarbeiter ist es schlimm", meint er, "denn die können, wenn es ihnen reicht, nicht einfach aufstehen und gehen."

>>> U-Bahn-Stars

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