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"Energetische Reinigung" für Krankenhaus Nord: Projektleiterin abgezogen

Besichtigung auf der Baustelle des KH Nord im vergangenen Dezember
Besichtigung auf der Baustelle des KH Nord im vergangenen DezemberAPA/HERBERT PFARRHOFER
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Um 95.000 Euro wurde ein ehemaliger Autohändler als "Bewusstseinsforscher" für das Wiener Krankenhaus Nord engagiert, er hat unter anderem die "Energieflüsse gereinigt". Nach Bekanntwerden zieht der Krankenanstaltenverbund Konsequenzen.

Der Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV) hat in Reaktion auf die am Donnerstag bekannt gewordene Beauftragung eines "Bewusstseinsforschers" für das Krankenhaus Nord um 95.000 Euro die Projektleiterin des Krankenhaus Nord abgezogen. Der Auftrag zur "energetischen Reinigung" wurde von der langjährigen Programmleiterin in Auftrag gegeben, gab KAV-Direktor Herwig Wetzlinger in einer Aussendung bekannt.

Sie wurde mit sofortiger Wirkung von ihrer Leitungsfunktion entbunden. Die Innenrevision sei beauftragt worden, um den Sachverhalt zu überprüfen. In den nächsten Tagen werde außerdem eine Sachverhaltsdarstellung an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet. "Das ist keine Anzeige, denn es besteht derzeit kein Verdacht auf einen strafrechtlich relevanten Tatbestand", betonte Wetzlinger. Es handle sich um eine vorbeugende Maßnahme, die der Transparenz und Aufklärung diene. Zudem werde ein Disziplinarverfahren gegen die Programmleiterin angestrengt. In diesem Verfahren könne die Mitarbeiterin auch ihre Sicht der Dinge einbringen, so der KAV-Direktor.

Nicht natürliche Energieflüsse neutralisieren

Laut einem Bericht der "Kronen Zeitung" hat der "Bewusstseinsforscher" für 95.000 Euro am Grundstück u.a. "Energieflüsse gereinigt".  Bei ihm handelt es sich um einen ehemaligen Autohändler. "Sämtliche natürliche am Grundstück vorhandene Energieflüsse wiederherstellen und reinigen", "Alle nicht natürlichen Energieflüsse neutralisieren" oder "Anhebung der Schwingungen auf das höchstmögliche Niveau" umfasste das Portfolio des Mannes, wie die "Krone" aus einem "Leistungsprotokoll" zitierte. Der Auftragnehmer hielt außerdem fest, dass man einen Schutzring um die Gebäude legen habe können, "der verhindert, dass negativen Energien des Umfelds Einfluss auf das Haus und die Menschen darin nehmen".

Stadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ) versicherte am Donnerstag vor Beginn der SPÖ-Zukunftsklausur, von der Sache aus den Medien erfahren zu haben. "Es ist selbstverständlich, dass man da Konsequenzen ziehen muss", forderte die Ressortchefin: "Das geht einfach nicht." Sie habe KAV-Direktor Herwig Wetzlinger bereits beauftragt herauszufinden, wer dafür verantwortlich ist, um dann die entsprechenden Konsequenzen ziehen zu können.

Opposition empört

Die Rathaus-Opposition zeigte sich ebenfalls empört. "Es ist zu prüfen, ob Esoterik auf Steuerzahlerkosten nicht im höchsten Maße strafrechtlich relevant ist. Unsagbar peinlich für ein Spital, das Ort der Wissenschaft und Spitzenforschung sein sollte, ist es allemal", resümierte ÖVP-Klubobmann Manfred Juraczka in einer Aussendung. Frauenberger sei als Gesundheitsstadträtin nicht mehr tragbar.

Die Neos kritisierten die "Steuergeldverschwendung" nicht zuletzt deshalb, da in anderen Bereichen wie etwa beim Personal gespart werde. Auch die konkrete Vorgangsweise stößt den Pinken sauer auf. "Da bekommt ein Unternehmensberater per Direktvergabe 95.000 Euro für eine dreimonatige Tätigkeit, deren Sinn durchaus auch in Frage gestellt werden könnte. Die genauen Leistungen und Stundenaufzeichnungen lassen sich nicht nachvollziehen. Ab 100.000 Euro müssen Aufträge öffentlich ausgeschrieben werden - das ist sich ja noch gerade ausgegangen", meinte Gesundheitssprecher Stefan Gara.

Mit einem Augenzwinkern reagierte die Erzdiözese Wien auf die Causa:

>> Bericht auf krone.at

(APA)

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