Planung: Vassilakous Legostadt

(c) Bernadette Bayrhammer
  • Drucken

Ein mobiles Büro löst die Planungswerkstatt ab. Die Wiener sollen dort leichter mitreden können. Und selbst einiges planen.

Wien. Die Dilemmata der Stadtplanung kennt Maria Vassilakou aus erster Hand – von der Mariahilfer Straße bis zum Heumarkt: „Abreißen ist furchtbar, neu bauen schiach. Neue Straßen sind böse, alte Straßen auch. Hoch bauen ist ein Skandal, niedrig bauen ist unökologisch, nicht bauen ist auch keine Alternative“, sagt die grüne Wiener Vizebürgermeisterin und Planungsstadträtin gestern, Mittwoch, in der Nordbahnhalle – zwischen neuem Stadtviertel und Baulärm. Die Tücken (und Freuden) der Stadtgestaltung sollen die Wiener selbst erleben können, indem sie mit Legosteinen ein Stadtviertel bauen oder am Computer eine Straße gestalten, bei der es trotz aller Bemühungen immer wieder hakt: Einmal steht der Baum über dem Kanal, einmal brauchen Fußgänger mehr Platz, einmal fehlen Elemente, die Lärm dämpfen.

Die interaktive Ausstellung, bei der man über die Stadt auch einige interessante Eckdaten erfährt – so lebt jeder Wiener durchschnittlich auf 38 Quadratmetern, das meistfrequentierte Verkehrsmittel ist die U6, gefolgt vom 13A, und es gibt in der Stadt 1400 Telefonzellen – ist Teil einer neuen Idee, bei der insgesamt mehr Menschen zum Mitmachen und zum Mitreden angeregt werden sollen.

„Wien wird Wow“ – vor einem Jahr unter dem Titel „Mobile Stadtplanung“ erdacht – beherbergt daher zudem noch ein mobiles Büro, mit dem man näher bei den Bürgern sein will. „Man geht heute nicht mehr aufs Amt, um mit der Stadträtin zu sprechen“, sagt Vassilakou. Daher also nun das „mobile Rathaus“, das die Ausstellungen und Informationsveranstaltungen der Planungswerkstatt ersetzt.

„Sagen, was nicht passt“

Die Stadträtin wird selbst regelmäßig vor Ort sein, um zu erfahren, was den Bürgern gefällt, was nicht, und welche Ideen sie für Veränderungen haben. Da gebe es auch die Möglichkeit, Konflikte offen anzusprechen – sofern man seine Meinung nicht lieber in der Ausstellung via Klebezettel formulieren will. „Es wird die Möglichkeit geben, mir direkt zu sagen, was passt und was nicht passt.“ Das sei auch notwendig: Nur jeder fünfte Wiener sei zufrieden mit den derzeitigen Beteiligungsmöglichkeiten. „Da sieht man, da ist richtig Luft nach oben“, sagt Vassilakou. Viele würden Stadtplanung erst miterleben, wenn sie sich bedroht oder schlecht informiert fühlen – und im schlimmsten Fall nur vom „Dagegensein“, wenn sie mit Vorhaben im Grätzel nicht einverstanden seien.

Welche Veränderungen in der Umgebung anstehen, und wo man mitreden kann, wird man im mobilen Büro künftig auch erfahren können. „Wir wollen Betroffene zu Beteiligten machen“, sagt Wiens Planungsdirektor Thomas Madreiter. Generell sollen Bürger nach einem Besuch der Ausstellung eine klarere Vorstellung davon haben, was Stadtplanung ist, wie sie arbeitet und wie Entscheidungen fallen.

In den nächsten zwei Jahren tourt „Wien wird Wow“ durch die Stadt und macht an Orten Halt, an denen sich etwas verändert: in der Gegend um den Hauptbahnhof, in Neubau, in der Seestadt, in der Donaustadt. Das Projekt wird auch bei Messen und in Einkaufszentren sein. In der Nordbahnhalle ist es nun einmal bis zum 3. Juni, täglich von zehn bis 21 Uhr.

Gerade die Gegend am Nord- und Nordwestbahnhof sei eine, die bereits in wenigen Jahren ganz anders aussehen wird, sagt Vassilakou. „Wenn alles fertig ist, dann werden manche sagen: ,Na servas!‘, aber viele andere: ,Wow.‘“ Ziel des Projekts sei, dass jeder zumindest einmal „Wow“ sagt – und: „Da habe ich mitgeredet.“

Alle Infos: www.wienwirdwow.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.04.2018)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.