Schule und Islam: Geleugnete Probleme sind nicht lösbar

Düzen Tekkal
Düzen TekkalThomas Unterberger / www.superberg.at
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Unter dem Titel "Schule und Islam: Herausforderungen der Integration" veranstaltete der Österreichische Integrationsfonds am Dienstagabend eine Podiumsdiskussion. Die Teilnehmer kritisierten unter anderem zahlreiche Versäumnisse in der Integrationspolitik.

Eine Diskussion zum Thema Schule und Islam hat der Österreichische Integrationsfonds (ÖIF, www.integrationsfonds.at) am Dienstagabend im Wiener Museumsquartier veranstaltet. Im Zentrum standen Brennpunktschulen und die Erkenntnis, dass Probleme nur dann gelöst werden können, wenn sie erkannt werden.

Für die Journalistin Düzen Tekkal, die am Mittwoch in Berlin mit dem Preis "Frau Europas 2018" ausgezeichnet wird, gibt es mehrere Kriterien, die für diese Schulen typisch sind. Darunter fallen Antisemitismus, ethnisch-religiöse Konflikte, Stereotype gegenüber Mitschülern, überforderte Lehrer, die kaum mehr Autorität besitzen und Schüler aus bildungsfernen Schichten mit einem hohen Migrantenanteil. Für die Jesidin bedeutet Emanzipation vom Althergebrachten Integration in eine offene Gesellschaft. "Viele sind hier nicht angekommen, obwohl sie hier geboren sind", erklärte Tekkal. Dazu kommen Verbände mit starkem Einfluss, die religiöse Gesetze über das Grundgesetz stellen. Und eine Politik, die Kritiker zum Problem macht, weil gewisse Dinge nicht angesprochen werden sollen.

Bildung als Schlüssel für Integration

Ins selbe Horn bläst auch Susanne Wiesinger, die Lehrerin an einer Neuen Mittelschule in Wien-Favoriten ist. Für sie ist Bildung der Schlüssel zur Integration, oft stünden dem aber Eltern oder ältere Brüder entgegen, die das hiesige Bildungssystem und die Werte, die darin vermittelt werden, als Gefahr sehen. Von der Politik fühlt sich Wiesinger im Stich gelassen, weil diese Missstände kleinrede, negiere und Angst vor der Realität habe. Zudem sprach sie davon, dass von Schülern Druck auf junge Lehrerinnen ausgeübt werde, sich anständig zu kleiden (etwa keine kürzen Ärmel), weil ihnen sonst kein Respekt gezollt werde.

Der Religionspädagoge Mouhanad Khorchide fordert an Schulen Autoritäten mit einem muslimisch-theologischen Hintergrund ein. Diese sollten den Schülern vermitteln, dass die lokalen Gesetze absolute Gültigkeit haben und das nicht mit dem Islam kollidiere. Zudem sollte der Staat parallele Machtdiskurse entmachten, müsse Räume von Freiheit schaffen und dürfe zu diesem Zwecke durchaus Dinge von oben oktroyieren. Konkret bezog er sich auf das Thema Kopftuch. Kinder würden das nicht selbst entscheiden, sondern die Eltern. Aus persönlichen Gesprächen wisse er, dass viele Kinder kein Kopftuch tragen wollen, sondern sie das für die Eltern machen.

Sexualisierug der Kinder

Für Tekkal steht das Kopftuch für eine Sexualisierung der Kinder. Aus ihrer Arbeit mit Schülern wisse sie, dass diese Mädchen dann oft verstört in die Schule kämen und sich nicht mehr zugehörig fühlten. Für die Juristin Yeliz Kondul ist nicht das Kopftuch das Problem, sondern die Gesinnung, die dahinter steht. "Das Kopftuch wird von Männern aufgesetzt, nicht von der Religion", so die Alevitin.

(APA)

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