Wie im Augarten das Wiener Porzellan entsteht

Mirjam Reither
  • Drucken

Von der Tasse fürs Taufkind bis zur Maßanfertigung für Superreiche. Anlässlich 300 Jahre Wiener Porzellantradition: Ein Rundgang durch die Augarten-Manufaktur.

Wien. Es gehört zu Wien wie die Lipizzaner – die in ihrer Porzellanversion gern Staatsgästen in die Hand gedrückt werden. Oder wie die Sängerknaben, mit denen es sich den Garten teilt. Es steht als Vase in Döblinger Salons, als Teller in der Präsidentschaftskanzlei, als Teeservice in der steirischen Großbauernstube (ja, auch das). Und doch – oder vielleicht gerade deswegen? – ist das Wiener Porzellan zwar immer da, aber irgendwie nicht verortet. Dabei trägt es seine Herkunft sogar im Namen: Mitten im Augarten wird bis heute feinstes Porzellan geformt, gebrannt, bemalt.

Zum Rundgang empfängt Johannes Wiedeschitz: Der Burgenländer ist Chef des „Weißbetriebs“ und seit immerhin 30 Jahren in dem Unternehmen, das heuer 300 Jahre Wiener Porzellantradition begeht. Wiedeschitz erklärt zunächst die Zutaten: Kaolin, Feldspat, Quarz. Die Lieferanten dafür werden immer weniger. Vor fünf Jahren gab es plötzlich den verwendeten Quarz nicht mehr. Da muss man dann mit neuem so lange experimentieren, bis das Ergebnis passt. „Porzellan machen klingt einfach“, sagt Wiedeschitz, „ist „aber eine eigene Wissenschaft.“

Abenteuerliche Anfänge

Lange war es auch ein streng gehütetes Geheimnis. Ursprünglich besaß August der Starke in Europa als einziger das Rezept fürs „Weiße Gold“. Bis es dem Wiener Hofkriegsratsagenten Claudius Innocentius du Paquier in einer abenteuerlichen Aktion gelang, einige Handwerker der streng bewachten Meißener Porzellanmanufaktur nach Wien abzuwerben. 1718 entstand so die Manufaktur, 1721 zog sie in die Vorstadt Rossau. Dass deshalb die Porzellangasse heißt, wie sie heißt, ist vielen nicht bewusst. Vor Kurzem hat Augarten daher eine Gedenktafel anbringen dürfen – natürlich aus Porzellan. 1864 wurde die Manufaktur aufgelassen.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.