Vogelschutz in Wien: Ein schnelles Foto im Regen

Bei einem Fototermin wollten die Stadträtinnen Sima und Gaal den Vogelschutz im Gemeindebau vorstellen. Unwetterbedingt fiel der Termin sehr kurz aus – und unter Regenschirmen.

Wien. Sie kam, posierte – und war nach wenigen Minuten wieder weg. „Bei aller Liebe“, sagt Ulli Sima, während ihr Mitarbeiter ihr den großen Regenschirm wieder über den Kopf hält. „Aber bevor wir bis auf die Unterhose nass werden . . .“ Und schon war sie wieder ins Auto gestiegen, die Umweltstadträtin.

Am Dienstag konnten sich Fotografen, Journalisten, Mitarbeitern von Wiener Wohnen und der MA22 (Umweltschutz) davon überzeugen, dass Medientermine, die sonst durchaus die Tendenz haben, sich etwas zäh in die Länge zu ziehen, auch sehr kurz ausfallen können. Voraussetzung dafür: Blitz, Donner, Regen. So wie gestern vor dem Gemeindebau Mautner-Markhof-Gasse in Simmering, wo Sima gemeinsam mit Wohnbaustadträtin Kathrin Gaal, MA22-Chefin Karin Büchl-Krammerstätter und Wiener-Wohnen-Direktorin Karin Ramser das Projekt „Vogel- und Artenschutz im Gemeindebau“ vorstellen wollte.

Wetterbedingt reduziert man das Programm dann auf ein schnelles Foto. Sima will am liebsten unter den Bäumen Schutz vor dem (schon recht heftigen) Regen suchen, aber ein Fotograf zeigt gnadenlos auf die Mitte der Straße. Da sei es besser. „Wo ist das Taferl?“ ruft ein Mitarbeiter gerade noch rechtzeitig. Richtig, das Taferl. Schon hält Gaal eine große Tafel in die Kamera, auf der drei Vogelarten abgebildet sind (Mauersegler, Mehlschwalbe, Hausspatz), die man in den Wiener Gemeindebauten mittels Nistkästen und Kunstnestern beim Brüten unterstützt. Details dazu gibt es – der Regen! – nicht, macht aber nichts, irgendwie ist das Taferl eh selbsterklärend.

Nester für Gebäudebrüter

Stadträtin Sima, die auf Fotos immer gerne etwas in Händen (im Internet unter dem Hashtag #Ullisimaholdingthings dokumentiert) tauscht den Regenschirm für das Foto kurz gegen ein Kunstnest aus. Die Fotografen drücken ab – und schon retten sich die Stadträtinnen wieder unter die Schirme, die ihre Mitarbeiter für sie bereit halten.

Das war's also. Fast hat man vor lauter regenbedingter Eile und dem kleinen Meer an Regenschirmen vergessen, worum es eigentlich gehen sollte an diesem Nachmittag. Schade eigentlich, denn es gab durchaus schon uninteressantere Medientermine: Wiener Wohnen und MA22 arbeiten bei diesem Projekt nämlich zusammen, um bestimmten Vogelarten wie Mauerseglern, die Gebäude als Lebensraum und zur Brut nutzen (sogenannten „Gebäudebrütern“) ihren Lebensraum, der im Zuge von Bautätigkeiten (etwa Dachausbauten) verloren geht, wieder zurückzugeben.

Wird also etwa ein Gemeindebau – so wie derzeit in Simmering – saniert, werden den Vögeln Ersatznistkästen und Kunstnester als Ausweichquartiere angeboten. Mittlerweile gibt es in den Gemeindebauten mehr als 450 dieser Vogelquartiere. Das Projekt läuft nämlich schon seit 2001. Wieso es dann im Juli 2018 präsentiert wird, ist – der Regen! – eine weitere unbeantwortete Frage. (mpm)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.07.2018)

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