Wiener Polizisten sollen Obdachlose misshandelt haben

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THEMENBILDER: POLIZEI-KONTROLLE IN DER U-BAHNAPA/HERBERT P. OCZERET
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Einer der Beamten soll die Frau in einer Notunterkunft geschlagen haben. Beide Polizisten sind nach einer Suspendierung wieder im Dienst.

Ein Wiener Polizist soll im Februar in Wien-Donaustadt eine Frau in einer Notunterkunft misshandelt, sein Kollege dabei zugesehen haben. Eine Mitarbeiterin der Volkshilfe zeigte die Männer an. Die Polizisten wurden suspendiert, befinden sich aber mittlerweile wieder im Dienst. Publik wurde der Fall nun durch eine parlamentarische Anfrage an Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) durch NEOS-Mandatarin Stephanie Krisper.

Der Fall passierte in den frühen Morgenstunden des 22. Februar. Wie die Mitarbeiterin der Volkshilfe dem "Kurier" schilderte, habe sie wegen einer alkoholisierten Obdachlosen die Polizei verständigt. In weiterer Folge soll einer der Beamten die Frau mit einem Kleidungsstück geschlagen haben - im Beisein der Betreuerin. Als diese dann nicht anwesend war, soll der Polizist die Obdachlose zudem ins Gesicht geschlagen haben. Die Mitarbeiterin habe diesen Übergriff erst entdeckt, als sie das Videomaterial nach dem Einsatz kontrollierte.

Polizeisprecherin: "Keine Körperverletzung"

Die beiden Beamten wurden am 23. Februar vorläufig suspendiert. Das Referat "Besondere Ermittlungen" der Landespolizeidirektion nahm Ermittlungen auf. Gegen jenen Beamten, der bei den Übergriffen zugesehen haben soll, wurde gar kein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Gegen den zweiten Beamten wurde das Verfahren von der Staatsanwaltschaft am 23. Februar, also einen Tag später, eingestellt.

Es habe zwar den Anfangsverdacht der Körperverletzung gegeben, allerdings hat sich dieser Tatbestand nicht erfüllt, sagte Nina Bussek, Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Zu diesem Schluss sei man nach "mehrmaliger Durchsicht des Videos" gekommen. Darauf sei zu sehen, wie der Beamte der Frau zunächst mit einem Kleidungsstück gegen den Körper schlägt und ihr später einen "leichten Schlag auf den Hinterkopf" versetzt, berichtete die Behördensprecherin.

Beamten wieder im Dienst

Wie aus der Anfragebeantwortung des Innenministeriums hervorgeht, wurden die Beamten selbst nicht vernommen. Zuvor habe man nämlich das "mutmaßliche Misshandlungsopfer" befragen wollen, dessen Aufenthalt "war und ist" jedoch unbekannt. Einvernommen wurde somit lediglich die Mitarbeiterin der Volkshilfe.

Am 26. Februar wurde gegen beide Beamte Disziplinaranzeige erstattet. Am 20. März wurde gegen den Beamten, der die Übergriffe verübt haben soll, die vorläufige Suspendierung bestätigt und das Disziplinarverfahren eingeleitet. Im Fall des zweiten Beamten wurde am 23. März die Suspendierung aufgehoben, am 4. April jedoch ebenfalls ein Disziplinarverfahren eingeleitet. Eine mündliche Verhandlung fand am 21. Juni statt, dabei wurde die noch bestehende Suspendierung aufgehoben und das Verfahren rechtskräftig abgeschlossen, geht aus der Anfragebeantwortung hervor.

Gegen beide involvierte Beamte lagen zuvor je zwei "nahezu 20 bzw. mehr als 20 Jahre zurückliegende Misshandlungsvorwürfe" vor. Diese waren von der Staatsanwaltschaft Wien eingestellt worden, heißt es in der Anfragebeantwortung.

(APA)

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