Gold-Besitzerin aus Wohnung gelockt: Dreieinhalb Jahre Haft für Wiener Ex-Anwalt

Die Presse
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Ein ehemaliger Anwalt hatte einer 78-Jährigen entlockt, wo sie 20 Goldbarren versteckte und dies an eine rumänische Bande weitergegeben. Er wurde zu dreieinhalb Jahre Haft verurteilt.

Ein ehemaliger Wiener Rechtsanwalt, der am Diebstahl von 20 Kilogramm Gold im Wert von 700.000 Euro beteiligt war, ist dafür am Mittwoch vom Landesgericht für Strafsachen zu dreieinhalb Jahren unbedingter Haft verurteilt worden. Der 42-Jährige akzeptierte, die Staatsanwältin gab vorerst keine Erklärung ab. Das Urteil ist somit nicht rechtskräftig.

Der Jurist hatte einer rumänischen Tätergruppe verraten, dass eine 78 Jahre alte gute Bekannte 20 Goldbarren in ihrer Wohnung aufbewahrte. Nachdem die Täter bei einem ersten Einbruch am 23. September 2017 in der Wohnung der Frau trotz stundenlanger Suche und der Vornahme von Probebohrungen an der Wand die 20 Kilo Gold nicht gefunden hatten, entlockte der Anwalt seiner Vertrauten den Aufbewahrungsort.

Das Gold befand sich in einem Geheimfach unter einer Holzabdeckung am Kopfende eines Wohnzimmerschranks. Am 9. Oktober drangen die Einbrecher neuerlich in die Wohnung ein, nachdem der Anwalt die 78-Jährige wie schon beim ersten Mal außer Haus gelockt hatte. Diesmal wurden sie fündig.

Freundschaft durch Opern-Liebe

Der Anwalt und die um 36 Jahre ältere Dame hatten sich zufällig in einem Bus von Dresden nach Wien kennengelernt, nachdem beide eine Aufführung an der Semperoper besucht hatten. Sie tauschten sich angeregt über die "Lohengrin"-Inszenierung mit Anna Netrebko in der Rolle der Elsa aus, die 78-Jährige berichtete in weiterer Folge dem Anwalt von Opern-Stars der 1960er-Jahre, mit denen sie persönlich bekannt war. Der 42-Jährige war begeistert, wie er dem Gericht schilderte: "Ich bin opera fanatic. Das ist mein Leben."

In weiterer Folge entwickelte sich aus der gemeinsamen Leidenschaft eine Freundschaft. Der Anwalt und die ältere Dame reisten gemeinsam zu Opern-Inszenierungen nach London und München. Dass er am Ende ihr Vertrauen missbrauchte und dafür sorgte, dass Einbrecher ihr Gold wegnahmen, hat die 78-Jährige bis heute nicht verwunden, wie sie im Zeugenstand offenbarte: "Ich habe ihn in erster Linie als vertrauenswürdig gesehen. Ich war immer ein ehrlicher Freund." Ihren erlittenen seelischen Schaden könne man nicht gutmachen: "Ich kann überhaupt keine Ruhe mehr finden. Mein Leben ist zerbrochen." Nachts schaue sie ganze Zeit auf die Eingangstür, sobald sie in ihrer Wohnung ein Geräusch höre, "schrecke ich auf", erklärte die 78-Jährige.

(APA)

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