Wien, eine Stadt der Frauen

»Weibliche Mitarbeiter bei der Müllabfuhr sollten zur Normalität werden", sagt Eva Kozma, Berufskraftfahrerin bei MA 48 (Müllabfuhr).
»Weibliche Mitarbeiter bei der Müllabfuhr sollten zur Normalität werden", sagt Eva Kozma, Berufskraftfahrerin bei MA 48 (Müllabfuhr).(c) Christian Houdek
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Wo stehen Frauen in Wien? Überall, natürlich. Aber selbst 2019 ist in Sachen Gleichstellung vieles noch offen. Wienerinnen erzählen anlässlich des Weltfrauentags, wo es noch eine Rolle spielt, welches Geschlecht man hat, was sich verbessert hat – und wo sie Handlungsbedarf sehen.

Frauen sind in Wien in der Überzahl und unterrepräsentiert. Das sieht man nicht immer, aber ganz deutlich, wenn man durch die Stadt geht: Dann passiert man nur in seltenen Fällen Straßen, die nach Frauen benannt wurden – und wenn, sind es meist Wohngassen oder Nebenstraßen. Denkmäler, Erinnerungstafeln, Plätze – sie erinnern an die Leistungen großer Männer.

Und auch wenn es deklariertes Ziel der Stadt Wien ist, das im Straßenbild zu ändern, so sind Frauen in Wien noch viel zu wenig sichtbar – und haben weniger zu sagen, als es ihrem Bevölkerungsanteil entspricht: Sie stellen nur gut ein Drittel der Gemeinderäte, Frauen sind bei Studienabschlüssen in der Überzahl – aber wenn man die universitäre Karriereleiter nach oben schaut, schrumpft ihr Anteil rasant.

Bei Neugründungen von Unternehmen sind es in fast der Hälfte der Fälle Frauen, die sich selbstständig machen – aber in den meisten Fällen als Einzelunternehmerinnen. Bei Geschäftsführerinnen oder Aufsichtsrätinnen liegt der Frauenanteil unter 20 Prozent, und die Einkommensdifferenzen – unabhängig von Branche oder Hierarchiestufe – sind bekanntlich eklatant.

Auch bei öffentlich Bediensteten der Stadt Wien zeigt sich eine recht traditionelle Arbeitsteilung: Lehrerinnen stellen die absolute Mehrheit an den Volks- und Mittelschulen; in den Krankenhäusern arbeiten (Pflege!) gut 70 Prozent Frauen; bei den Stadtwerken (dazu gehören Betriebe von Wiener Linien bis Bestattung Wien), der Feuerwehr oder der MA 48 ist der Frauenanteil minimal.

108 Frauentage sind nicht genug. Auch im Jahr 2019, in dem Jahr, in dem 100 Jahre Frauenwahlrecht gefeiert wird, in dem kommende Woche am 8. März zum 108. Mal der Weltfrauentag begangen wird, sind sie noch nicht überall dort, wo Frauen in Wien sein sollten.

Was bringt der Frauentag, mehr als 100 Jahre nachdem er im Zuge des Kampfes um Gleichberechtigung, um das Frauenwahlrecht und die Emanzipation von Arbeiterinnen 1911 (damals am 19. März) zum ersten Mal ausgerufen wurde, heute noch?

Ist es nicht längst Konsens, dass Frauendiskriminierung von vorgestern (und gesetzeswidrig überdies) ist und Differenzen sukzessiv abgebaut werden? Braucht es noch einen Frauentag? Natürlich. Das meinen etwa jene Wienerinnen, die „Die Presse am Sonntag“ anlässlich des Weltfrauentags gefragt hat, was in ihrer Lebenswelt in Sachen Gleichstellung erreicht ist, wo es noch eine Rolle spielt, welches Geschlecht jemand hat– und was sich in Wien noch tun muss.

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