Der Kulturressortchef auf Ein-Tages-Besuch in der französischen Hauptstadt – in der Unesco-Zentrale und bei seinen EU-Ministerkollegen, um Know-how aus Österreich für Notre-Dame anzubieten.
Paris/Wien. Wie es Sebastian Kurz so will, ist der Kulturminister gleichzeitig Chef der Wiener ÖVP (genau genommen war es von der zeitlichen Abfolge natürlich umgekehrt). Vom Thema Unesco-Weltkulturerbe der Wiener Innenstadt ist Gernot Blümel daher jedenfalls zweifach betroffen. Am Freitag hat er in Paris die Welterbe-Direktorin Mechthild Rössler getroffen – und für Wien geworben.
Genauer: Dass die Bundeshauptstadt zunächst zumindest auf der Roten Liste bleibt und nicht gänzlich den Status als Unesco-Weltkulturerbe verliert. Blümel sagte am Freitag unmittelbar nach dem ungefähr halbstündigen Treffen in der Unesco mit Direktorin Rössler und Mitarbeitern im Gespräch mit der „Presse“: „Ich habe deutlich gemacht, dass ich alles unternehmen will und dass ich seitens der österreichischen Bundesregierung alle rechtlichen Maßnahmen ergreifen werde, um den Status für das Zentrum Wiens zu erhalten, bis hin zu einer Weisung.“
Er gehe nach dem Treffen mit Rössler davon aus, dass der Status, auf der Roten Liste zu sein, beibehalten werde – solang das Projekt, um das es geht, auch tatsächlich auf Eis gelegt sei.
Am Wiener Heumarkt nächst Ringstraße und Stadtpark soll anstelle des Hotel Intercontinental ein 66 Meer hoher Wohnturm entstehen. Für die Experten des Unesco-Weltkulturerbes ist das allerdings viel zu hoch, wie diese in einer offiziellen Stellungnahme unmissverständlich erklärt haben. Projektbetreiber Michael Tojner lässt derzeit deshalb Alternativen prüfen. Blümel weiter: „Ich habe das Gefühl, dass bei der Unesco sehr genau beobachtet wird, wie sich Wien verhält. Es ist zur Kenntnis genommen worden, dass wir alles versuchen.“
Weit weniger Probleme gibt es bei einem anderen Vorhaben, das Minister Gernot Blümel mit seinem Besuch am Freitag unterstützen wollte. Der Donaulimes, ein Teil der ehemaligen Grenze des römischen Reiches in Österreich, Deutschland, Ungarn und der Slowakei, soll der bei der nächsten Welterbekomitee-Sitzung Mitte dieses Jahres in die Liste der Unesco aufgenommen werden.
Prädikat für Glockner-Straße
Dasselbe gilt auch für die Großglockner Hochalpenstraße als technisches Juwel und Vorzeigemodell für die Integration von Technik, Natur, Umwelt, Infrastruktur und Tourismus.
Blümel hofft auf den positiven Ausgang der Bewerbungen und der diesbezüglichen Bemühungen. Und er bietet Frankreich Know-how beim Wiederaufbau der zerstörten Teile von Notre-Dame an.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.05.2019)