Maria Vassilakous letzter Spatenstich

 WIEN: VASSILAKOUS LETZTER SPATENSTICH: UMBAU DER ROTENTURMSTRASSE GESTARTET: RUCK/VASSILAKOU/FABER
WIEN: VASSILAKOUS LETZTER SPATENSTICH: UMBAU DER ROTENTURMSTRASSE GESTARTET: RUCK/VASSILAKOU/FABERAPA/WKW/FLORIAN WIESER
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In der Innenstadt startet der Umbau. Die Stadt setzt wieder auf private Co-Financiers à la Herrengasse. Das sorgt für Kritik – wie auch für Wegfall der Parkplätze.

Wien. Man kennt ihr die Routine fast an. Der Spaten sitzt in der Hand, die Kommandos auch. Eins, zwei – und der Sand fliegt auf Maria Vassilakous Kommando in die Luft. Zur Grünen Noch-Verkehrsstadträtin haben sich fürs Foto Wiens Wirtschaftskammer-Präsident Walter Ruck und Dompfarrer Toni Faber gesellt.

Und mit diesem startet Vassilakous letztes Prestigeprojekt. Bzw. ist es gestartet, die 400 Meter zwischen Stephansplatz und Schwedenplatz sind bereits aufgegraben, an der Erneuerung von Gas-, Strom- und Wasserrohren wird seit Wochen gearbeitet. Bis Mitte November wird umgebaut. Die Rotenturmstraße wird Begegnungszone, es soll mehr Platz zum Flanieren geben, Brunnen, Bäume und heller Belag sollen für Kühlung sorgen.

Die Rotenturmstraße wird also ähnlich dem umgestaltet, wie man das in Wien nun von Projekten, wie Mariahilfer Straße, Herrengasse oder Lange Gasse kennt. Für Vassilakou ist es aber ein besonderer Spatenstich. Nicht nur, weil es der letzte ist, auch weil Dompfarrer Faber ein Gebet für „einen segensreichen Ort der Begegnung“ sprach – das war zuvor selten der Fall, aber zumindest am Stephansplatz war Faber, ansonsten ebenfalls sehr erfahren in Sachen Spatenstichen, auch an Vassilakous Seite. Besonders ist auch, dass das Projekt zur Neugestaltung mit seltenen Partnerschaften startet.

Während ÖVP-Bezirksvorsteher Markus Figl zwar offensichtlich fehlt – und den Projektstart als Husch-Pfusch kritisiert – ist nun etwa die ÖVP-dominierte Wirtschaftskammer an Bord, die bei anderen Projekten, etwa der Mariahilfer Straße noch heftig protestiert hat. Was ist heute anders? Man habe gelernt, die Geschäftsleute seien von Anfang an eingebunden gewesen, sagt Ruck. Und man sieht Begegnungszonen positiver: „Wir erwarten uns mehr Laufkundschaft, das kann das Geschäft befeuern“, sagt Ruck. Ein Kammer-Mitarbeiter sei ein Dreivierteljahr in der Straße unterwegs gewesen. „Es gibt immer Stimmen dafür und dagegen“, kritisch sei etwa die Park- und Liefersituation (aber das, so Ruck, sei bisher auch so gewesen), in Summe sehe er aber hohe Zustimmung. Für die Bauzeit wurde von der Kammer ein Fonds geschaffen, aus dem Geschäftsleute beim Marketing oder in Einzelfällen auch direkt finanziell unterstützt werden. Bis zum Weihnachtsgeschäft, darauf bestehe er, sagt Ruck, werde die Straße fertig sein. An Bord sind auch die Anrainer: Zumindest einige Eigentümer der Liegenschaften an der Straße. Die Stadt setzt auf ein Beteiligungs-Modell, die Hauseigentümer zahlen mit. Das wurde im Auftrag der Stadt von Wolfgang Spitzy koordiniert. Also jenem Anwalt, der mit seiner Privatinitiative die Umgestaltung der Herrengasse initiiert hat und auch am Projekt Michaelerplatz Neu arbeitet. Spitzy beziffert die Summe, die rund ein Dutzend Private beisteuern, mit an die drei Millionen Euro.

Parkplätze fallen weg

Als Gesamtkosten nennt die Stadt 11,1 Mio. Euro. Diese Kosten – bzw. mangelnde Transparenz darüber – sorgen für Kritik. Figl kritisiert, Vassilakou wolle schnell noch ein Projekt umsetzen. Klar sei zwar, dass es bei der Rotenturmstraße Handlungsbedarf gebe, so Figl. Er kritisiert aber mangelnde Einbindung des Bezirks, der Anrainer und vor allem den Wegfall von Parkplätzen für Private (die es nicht mehr geben wird, geplant sind nur Taxistellplätze und Lieferanten-Parkplätze). Womit bei Vassilakous letztem Spatenstich dann einiges doch so ist, wie es bei ihren Projekten häufig war.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.06.2019)

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