Hilfe für Frauen: Neue Anlaufstelle

Frauenstadträtin Kathrin Gaál.
Frauenstadträtin Kathrin Gaál.(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Mitten in Wien gibt es nun ein neues Zentrum zur Information und Prävention. An anderer Stelle sehen Expertinnen Handlungsbedarf beim Gewaltschutz.

Wien. Gewalt, kritische Trennungssituationen, Obsorgestreitigkeiten: Das sind die häufigsten Themen, mit denen sich bisher Frauen an das Wiener Frauentelefon gewandt haben. Nun erhält diese Telefon-Beratungsstelle quasi eine fixe Basis – beziehungsweise es kommt ein ganzes Zentrum dazu. Dieses Zentrum, mitten in Wien, in einem Amtsgebäude in der Rathausstraße 2, wurde am Donnerstag von Frauenstadträtin Kathrin Gaál (SPÖ) eröffnet. Sie spricht von einer Anlaufstelle für alle Frauen und Mädchen in Wien, von kostenloser, anonymer und vertraulicher Beratung – oder Information für Frauen, die nicht in einer akuten Krisensituation sind. Mit dem Frauenzentrum soll das Netz an diversen Vereinen und Anlaufstellen erweitert werden – das wurde, wie Gemeinderätin Barbara Huemer (Grüne) sagt, schon im Koalitionsabkommen vereinbart. Telefonische Beratung ist weiter unter der bisherigen Nummer des Frauentelefons (+43/(0)1/408 70 66) möglich, über diese können auch Termine vereinbart werden. Man kann aber, von Montag bis Freitag ist tagsüber geöffnet, persönlich in der Rathausstraße vorbeikommen. Um diesen Service zu bieten, wurde das Team erweitert, dieses hat 2018 telefonisch über das Frauentelefon 1400 Beratungsgespräche über vor allem Scheidung und Obsorge durchgeführt. Dazu kommen 9170 Beratungen über den 24-Stunden-Frauennotruf (+43/(0)1/71719), der ebenso Teil des Frauenservice Wien ist.

Gesetzespaket in der Kritik

Während in Wien das Hilfsangebot wächst, sehen Expertinnen im Bereich des Gewaltschutzes und der Prävention an anderer Stelle dringenden Handlungsbedarf. So steht das von der ÖVP-FPÖ-Regierung vorgelegte Gewaltschutzpaket, das im Herbst noch vor der Wahl im Nationalrat beschlossen werden soll, nach wie vor in der Kritik. Rosa Logar, die Geschäftsführerin der Wiener Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie, kritisiert dieses Paket als unausgereift. So gebe es derzeit etwa keine Mittel für dringend nötige multiinstitutionelle Hochrisikofälle. Früher gab es regelmäßige Fallkonferenzen, seit zwei Jahren nun nicht mehr. Künftig soll es die wieder geben – aber sie sollen nur von der Polizei einberufen werden können, kritisiert Logar. Die im Gewaltschutzpaket vorgesehenen Ideen zur Täterarbeit seien sehr unausgereift, die geplante Strafverschärfung hingegen sei nie das vorrangige Problem gewesen, stellt Logar klar. Noch im Sommer will sie jedenfalls ihre Kritik bei Abgeordneten anbringen. Auch der Bundesverband der Gewaltschutzzentren sieht Verbesserungsbedarf – vor allem für die Teilbereiche Täterarbeit und die geplante Strafverschärfung, heißt es von den Gewaltschutzzentren, die eine Überarbeitung der Vorlage fordern. (cim)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.07.2019)

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