Das lange Warten auf die Sandspiele

Abkühlung nach der langen Wartezeit auf den Einlass ins Stadion.
Abkühlung nach der langen Wartezeit auf den Einlass ins Stadion.(c) APA/HERBERT PFARRHOFER (HERBERT PFARRHOFER)
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Tausende Menschen pilgern zu dem Beachvolleyball-Event auf der Donauinsel. Neben 2500 Tonnen Sand gab es lange Wartezeiten und 110.000 Besucher.

Wien. Der Bass dröhnt quer über die Donau bis zur Station Handelskai, wo wieder und wieder Hunderte Menschen aus der U6 strömen und wie bei einer kleinen Völkerwanderung zur Donauinsel pilgern. Auf dem Weg von der Station zum Volleyball-Gelände werden ein paar junge Männer vor lauter Vorfreude bereits übermütig. Sie versuchen sich gegenseitig zu motivieren, von der Brücke in die Donau zu springen: „An Zehner, wennst reinhüpfst!“, meint einer zu seinem Begleiter. „Nackt oder bekleidet?“, antwortet der.

Direkt neben den jungen Männern ist „Beach“ auf den Asphalt gesprayt. Dieses Wort sticht auf dem weiteren Weg gefühlt alle drei Meter ins Auge – bis zum Haupteingang des Turniers, wo hinter den weißen Zelten dann mehrere Sandplätze warten.

Zum dritten Mal findet sich die Beachvolleyball-Szene auf der Donauinsel ein, heuer wieder mit den Beach Volleyball Major Series. Zwischen Floridsdorfer und Brigittenauer Brücke sind aktuell 49.000 Quadratmeter dem Sport gewidmet. Der Eintritt auf das Gelände und zu den Spielen ist frei, am morgigen Sonntag findet das Finale statt. Und zwar nicht nur für die Topteams, sondern auch für acht Jugendliche.

Denn in diesem Jahr gab es zum ersten Mal eine Stadtmeisterschaft mit 23 Bezirksturnieren für Kinder und Jugendliche zwischen zehn und 14 Jahren. So sollen die Jungen früh in Berührung mit dem Ballspiel auf Sand kommen.

Feine Sandkörner gibt es bei dieser Veranstaltung jedenfalls genug, 2500 Tonnen nämlich. Fünfzig Lkw-Ladungen hat es gebraucht, um den Sand herzubringen, dazu noch 35 Fuhren für den Stahlbau und 25 weitere für den Zeltbau. Der Veranstalter, Hannes Jagerhofer und sein Team, hatte dafür hundert Mitarbeiter für den Aufbau im Einsatz. Damit geschätzt 110.000 Besucher seit Mittwoch und noch bis Sonntag in Bikini und Hotpants, Hawaiihemd und Badehose, mit Strohhut oder rot-weißer Kappe auf insgesamt fünf Sandplätzen zusehen und feiern können.

1,5 Stunden Wartezeit

Der Hauptanziehungspunkt der Veranstaltung ist der Center Court. Wer auf den größten und wichtigsten Platz des Turniers will, muss geduldig sein oder ein spezielles Ticket besitzen, mit dem man an der langen Schlange vorbeigehen kann. Das hat seine Vorteile, denn plötzlich geht nichts mehr. Das Security-Team lässt die Fans warten, wenn die 8000 Sitzplätze annähernd gefüllt sind. Wartezeiten von bis zu eineinhalb Stunden sind ganz normal – wegen des großen Andrangs gibt es teilweise nur blockweise Einlass.

Bei einigen macht sich Frust breit – wegen der langen Wartezeiten und der Unsicherheit, ob sie es überhaupt noch in das Stadion schaffen. Aufgeben ist für den harten Kern der Beachvolleyball-Fans aber keine Option, und so wird weiter geduldig gewartet.

Ein junger Mann beobachtet die lange Warteschlange belustigt, in der einige immer nervöser werden. Und plötzlich scheren zwei Wartende entnervt aus der Schlange aus und stapfen mit frustriertem Gesichtsausdruck zurück in Richtung U-Bahn. Die Gruppe dahinter freut es: wieder zwei Plätze näher am Center Court.

„Schau sie dir an, wie sie gleich Hoffnung schöpfen, dass sie es doch noch reinschaffen, wenn zwei Leute aufgeben“, sagt der junge Mann zu seinem Freund. Dann gehen beide an der Menschenmasse vorbei in Richtung Bar. Denn eine der wichtigsten Bestandteile eines Beachvolleyball-Turniers ist die Beachbar. Zumindest für eine bestimmte Gruppe unter den Besuchern.

Ein älteres Ehepaar, das bereits am Donnerstag beim Turnier war, ärgert sich noch immer: „Beim Spiel von Doppler und Horst war das eine Frechheit. Die haben um 18.45 Uhr angefangen zu spielen, und sie haben uns bis 19.10 Uhr draußen warten lassen.“

Wenn man es in den Center Court geschafft hat, wird man von einer großen Party empfangen. „Ah! Ey! Uh! Ah!“, kommentieren Zuschauer den Ballwechsel lautstark. Zwischendurch grölen sie zu bekannten Party-Hits, schwingen Österreich-Fahnen und machen die Welle mit ihren Armen.

In der Pause ist die Stunde der Cheerleader gekommen. Während die Spieler in ihrem Kobel sitzen und sich mit einem Handtuch den Schweiß vom Gesicht wischen, tanzen die knapp bekleideten Cheerleader mit ihren weißen Pompons mit vollem Einsatz.

Traum eines jeden Kindes

William Fulwood ist einer der Burschen, die den Sand nach einem Spiel im Stadion wieder aufbereiten. Er kommt aus England und war auch die vergangenen beiden Jahre (2017 bei der Beachvolleyball-Weltmeisterschaft und 2018 beim Vienna Major) in Wien. Und er erfüllt sich in Wien den Traum eines jeden Kindes. „Besonders gefällt mir hier, dass ich in der VIP Area gratis Eis essen darf“, erzählt er und lächelt dabei.

Der Tag geht zu Ende. Während die Zuschauer das Stadion verlassen, geht Fulwood mit seinen Kollegen das Feld ab: erst mit einem Rechen, dann glätten sie die Fläche. Schließlich kalibriert das Team acht Kameras, die die Bälle im Center Court verfolgen. Alles bereit für den nächsten Tag.

AUF EINEN BLICK

Die besten Spieler der Beachvolleyball-Szene spielen noch bis Sonntag beim Vienna Major auf der Wiener Donauinsel. 32 weibliche und 32 männliche Teams bereiten sich mit dieser Veranstaltung auf der Donauinsel für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio vor. Der Eintritt ist frei – dafür gibt es keine Garantie auf einen Platz. Es gibt auch VIP-Tickets, die bis zu 3360 Euro kosten.

Web:https://at.beachmajorseries.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.08.2019)

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