Hommage an Gulda: Neuer Peichl-Bau inklusive Park

(c) Teresa Z�
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In Wien-Landstraße eröffnet am Donnerstag der neue Friedrich-Gulda-Park inmitten einer Wohnhausanlage mit 108 Eigentumswohnungen von dem Wiener Architekten Gustav Peichls.

Wien. Noch ist der neue Friedrich-Gulda-Park gesperrt. Ein Bauzaun schützt den frischen Rasen vor neugierigen Besuchern. Lediglich ein Bauarbeiter nutzt den (vorerst) einzigen Baum in dem neuen Park im dritten Wiener Bezirk für ein Mittagsschläfchen. Am Donnerstag wird das Gelände feierlich eröffnet. Und da sich die 1000 Quadratmeter große Grünfläche als Hommage an den Musiker Gulda versteht, geht das nicht ohne Kunst.

In der Mitte des Parks, der zwischen Ungargasse, Sechskrügelgasse und Landstraßer Hauptstraße liegt, befindet sich die Bronzeskulptur „Der liegende Kopf mit dem riesigen Ohr“ des Südtiroler Künstlers Lois Anvidalfarei. Wie diese genau aussieht, wird ebenfalls erst am Donnerstag enthüllt. Bis dahin wird das Kunstwerk in einer Holzkiste versteckt. Sichtbar ist hingegen die Klaviertastatur, die sich über den Boden erstreckt. Sie stammt vom Wiener Architekten Gustav Peichl – ebenso wie die 108 Eigentumswohnungen in vier Bauteilen rund um den Park. „Zwischen Architektur und Musik gibt es einen starken Zusammenhang. Beide geben dem Menschen direkt etwas weiter und haben einen Bezug zu deren Lebenswelten“, sagt Peichl, der mit seinem Büro Peichl & Partner ZT und dem Team von Kanner-Mikolasch für die Wohnungen verantwortlich war.

Ohrenbalkon und Klavierboden

Dieser Zusammenhang zwischen den beiden Kunstrichtungen wird auch bei den Balkonen, die in Richtung Park schauen, deutlich. Die geschwungene Form erinnert an Ohrmuscheln, die sich auf die Klaviertastaur und die Bronzeskulptur ausrichten. Das Gras kann man von dort aus zwar nicht wachsen hören. Für einen Park in unmittelbarer Nähe der Landstraßer Hauptstraße und des Rochusmarkts ist es hier aber dennoch erstaunlich ruhig.

Das ist wohl mit ein Grund, warum die 108 Eigentumswohnungen – bis auf zwei Wohnungen – bereits alle vergeben sind. Hinter dem Projekt steht die Südtiroler Baufirma Seeste Bau AG. „Die Südtiroler sind kreative Burschen. Es ist ein Glück, dass Michael Seeber (der Eigentümer, Anm.) ein Kulturmensch ist, sonst wäre diese Hommage nicht möglich gewesen“, sagt Peichl zur „Presse“.

Idee und Finanzierung (insgesamt 45 Millionen Euro) stammen also vom Bauträger. Die Namensgebung Gulda-Park kommt von Peichl selbst. Immerhin waren der Architekt Peichl – den man vor allem wegen seiner ORF-Studios sowie als Karikaturist („Ironimus“ der „Presse“) kennt – sowie der Musiker Gulda – der für sein genreübergreifendes Musikverständnis bekannt ist – jahrelang befreundet. Peichl hat einst Guldas erste Wohnung in Wien ausgestattet. „Damals war er mit der Schauspielerin Paola Loew verheiratet, einer wunderschönen Frau“, erinnert sich Peichl.

Heute soll der kleine Park inmitten der neuen Wohnhausanlage an das musikalische Genie erinnern. Vier Jahr lang wurde gebaut, Fördergelder gab es keine. Die zwischen 33 und 260 Quadratmeter großen Wohnungen sind so gut wie verkauft. Zwischen 250.000 und 1,5 Millionen Euro legten die neuen Eigentümer dafür hin.

Ab Donnerstag können sie, neben zwei Kinderspielplätzen, auch den kleinen Park nutzen, der übrigens der Stadt Wien gehört. Für die mittägliche Siesta sollen aber noch ein paar Bäume dazukommen.

Auf einen Blick

Gustav Peichl steht gemeinsam mit seinem Team (Peichl & Partner ZT GmbH) hinter dem Wohnhausprojekt „Park Apartments Landstraße“ und dem neuen Friedrich-Gulda-Park in Wien-Landstraße.

Der Park ist benannt nach dem im Jahr 2000 verstorbenen Musiker Friedrich Gulda. Gewürdigt wird er unter anderem mit einer Bronzeskulptur in Form eines Ohrs und einer Klaviertastatur. [Foto: Michaela Bruckberger]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.09.2011)

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