Terrorismus: Angst vor Racheakten

Im Visier islamistischer Terroristen: deutsche Justizbehörden – und der berühmte Eiffelturm.

Berlin/Paris. Ein angeblich mit Sprengstoff vollgepackter Lastwagen, der über Russland und Finnland auf dem Weg nach Deutschland sein soll, sorgt derzeit für erhöhte Alarmbereitschaft der deutschen Terrorfahnder. Vor allem den Mitarbeitern der Justizbehörden dürfte ein wenig mulmig zumute sein, sind doch das Justizministerium in Berlin oder auch das Oberlandesgericht in Düsseldorf das erklärte Ziel eines terroristischen Vergeltungsschlages.

Dies hat zumindest ein syrischer Extremist aus dem Dunstkreis des Terror-Netzwerks al-Qaida in einem Telefonat mit der deutschen Botschaft in Beirut angedroht. Die libanesische Polizei hat den Mann daraufhin vor wenigen Tagen verhaftet.

Zunächst schien unsicher, ob die Warnung ernst gemeint war. Ähnliche Hinweise hatten sich des öfteren als falsch erwiesen. Zuletzt hat al-Qaida-Vizechef Ayman al-Zawahiri wieder Drohungen gegen den Westen ausgestoßen.

Prozess gegen Kofferbomber

Islamische Fundamentalisten werfen Deutschland unter anderem die Beteiligung an den Militäreinsätzen im Libanon und in Afghanistan vor. Drei Terroristen sollen sich laut Aussage des festgenommenen Syrers in Deutschland für einen Anschlag bereithalten.

Hintergrund für die Terrordrohung sind zwei spektakuläre Fälle. Im Oberlandesgericht Düsseldorf geht momentan ein Prozess gegen einen der beiden libanesischen „Kofferbomber“ über die Bühne. Sie hatten vor eineinhalb Jahren versucht, zwei Regionalzüge in Nordrhein-Westfalen in die Luft zu jagen. Nur das Versagen des Zündmechanismus verhinderte damals ein schweres Attentat.

Bilder aus Videoüberwachungskameras am Kölner Bahnhof brachten die Polizei auf die Spur der Täter. Einer stellte sich im Libanon freiwillig, der andere geriet bei seiner Flucht in Kiel seinen Verfolgern ins Netz. Obendrein planten sie auch noch einen Anschlag auf eine Rhein-Brücke, wie sie im Prozess gestanden.

Als Motiv für ihre Tat bezeichneten sie die Kontroverse um die Mohammed-Karikaturen sowie den Libanonkrieg im Juli 2006.

Auf frischer Tat ertappt

Erst im September 2007 ging eine andere Gruppe hoch, die einen Anschlag gegen eine US-Kaserne in Deutschland ausheckte. Seit Monaten war ihr die Polizei nach US-Hinweisen auf der Schliche, beim Zusammenbrauen eines hochexplosiven Gemischs erwischte sie die drei Extremisten auf frischer Tat. Zwei der drei Deutschen sind vor Jahren zum Islam konvertiert, der dritte hat türkische Wurzeln.

Derweil geht auch in Paris die Terrorangst um: Der Eiffelturm, das exponierte Wahrzeichen der französischen Metropole, soll im Fadenkreuz islamistischer Terroristen stehen. Portugiesische Behörden haben ein entsprechendes Funkgespräch abgefangen, das sie aber sogleich als „vage und wirr“ einstuften.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.01.2008)

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