Tschad-Truppe fehlen Helikopter

(c) APA (Roland Schlager)
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General Nash fordert weiteres Gerät für die EU-Mission. Darabos kritisiert bei Verabschiedung der Österreicher die Gegner des Einsatzes.

BRÜSSEL/WIEN. Ein Salutieren des Soldaten, ein kurzer Handschlag des Verteidigungsministers – Norbert Darabos verabschiedet sich einzeln von jedem der Männer und Frauen, die in ihren sandfarbenen Uniformen auf dem Hof der Wiener Roßauer Kaserne angetreten sind. Rund 160 Soldaten des Bundesheeres werden in den kommenden Wochen in das afrikanische Land Tschad verlegt. Dort sollen sie als Teil einer EU-Mission Flüchtlingslager im Osten des Landes schützen. Ein Vorauskommando setzt sich bereits heute, Mittwoch, in Marsch.

In seiner Rede bei der feierlichen Verabschiedung am Dienstag unterstrich Darabos noch einmal, dass Österreichs Soldaten im Tschad „eine zutiefst humanitäre Aufgabe“ erfüllen würden. Es gelte, „die Verschleppung von Kindern, die Vergewaltigung von Frauen und Überfälle auf Flüchtlinge und zivile Helfer“ zu verhindern. Viele der Flüchtlinge, die die EU-Truppe beschützen soll, stammen aus der sudanesischen Unruheregion Darfur, in der seit Jahren ein besonders grausamer Bürgerkrieg tobt.

Darabos feuerte auch eine Breitseite auf die Kritiker der Tschad-Mission ab. In Österreich gebe es leider nicht nur Unterstützung für den Einsatz, meinte er zu den Soldaten: „Hier wird auf Ihrem Rücken polemisiert.“ BZÖ, FPÖ und Grüne sprechen sich klar gegen den Einsatz im Tschad aus.

Eufor braucht mehr Flugzeuge

„Durch die öffentliche Diskussion und viele Medienberichte wurden vor allem die Angehörigen der Soldaten verunsichert“, sagte der Kommandant des österreichischen Kontingents, Oberst Heinz Assmann, zur „Presse“. Assmann wird bereits mit dem Vorauskommando in den Tschad reisen. Die größte Herausforderung in den kommenden Wochen sei, die gewaltigen Mengen an Fahrzeugen und Material in den Einsatzraum zu transportieren.

Wegen heftiger Diskussionen innerhalb der EU, wer das notwendige Gerät zu Verfügung stellt, hat sich der Tschad-Einsatz bereits um mehrere Monate verzögert. Vor allem Helikopter und Flugzeuge waren nur schwer aufzutreiben. Für den Start der Mission seien noch „genügend Personen und Material vorhanden“, meinte am Dienstag der Oberkommandierende der EU-Truppe, der irische General Patrick Nash, auf einer Pressekonferenz in Brüssel. Nach den Anfängen könnte es aber durchaus eng werden, signalisierte der General: „Wir führen weitere Verhandlungen mit anderen Nationen, weil wir zusätzliche Bereitstellungen brauchen.“ So fehle es nach wie vor an Flugzeugen und Helikoptern für Transportflüge.

„Werden im Notfall schießen“

Die Aufgaben der Mission sind für Nash und den dänischen EU-Sonderbotschafter für den Sudan und die Tschad-Mission, Torben Brylle, eng gesteckt: Die „Eufor“-Soldaten würden die Grenze zum Sudan nicht überschreiten. Mit Auseinandersetzungen zwischen den EU-Soldaten und Rebellen im Tschad rechnet Nash nicht. „Wenn sich die Rebellen aus unserer Mission raus halten, dann ist das nicht unser Business“, sagte er über die Konflikte zwischen Tschads Rebellen und der Regierung. Sollten Rebellen aber EU-Soldaten attackieren, werde man zurückschießen.

Am Dienstagnachmittag sprachen Nash und Brylle auch mit Vertretern von NGOs und humanitären Organisationen, wie die EU-Mission sie unterstützen könnte. Viele der Hilfsorganisationen hatten zuletzt über die Verzögerungen beim Anlauf der EU-Mission geklagt.

Er habe seine Familie sehr genau darüber informiert, was er und das Bundesheer im Tschad tun werden, sagt Major Manfred Prantl zur „Presse“. Das erleichtere der Familie den Abschied. „Ich habe auch meinen Kindern erklärt, dass ich im Tschad bin, um anderen Menschen zu helfen.“

WIE GEHT ES WEITER

Ein Vorauskommando des Bundesheeres reist heute, Mittwoch, in den Tschad. Ab Mitte nächster Woche folgt der Rest der Truppe. Zunächst sammeln sich die Soldaten in der Hauptstadt N'Djamena. In der vorletzten Februarwoche marschieren sie in den Osten des Tschad.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.01.2008)

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