„Wir müssen abwarten, was passiert“

Vorauskommando des Bundesheers von Hotel in französisches Militärcamp verlegt. Polen stoppt Abreise seiner Tschad-Truppe.

WIEN(ag./wg). Die heikle Lage der 15 österreichischen Soldaten in N'Djamena hat sich Montag verbessert: Das Vorauskommando, das seit Tagen im Hotel Kempinski in unmittelbarer Nähe zu den Kämpfen zwischen Regierungstruppen und Rebellen festgesessen war, wurde in einem französischen Militärkonvoi nach Camp Cosei gebracht, einem von den Franzosen kommandierten Stützpunkt der Eufor-Truppe.

Die Österreicher, die mit ihrer Standard-Bewaffnung ausgerüstet seien (Sturmgewehr 77, Glock-Pistole), seien dort kurz vor neun Uhr Vormittag eingetroffen, so der Sprecher der Tschad-Truppe des Bundesheers, Major Wolfgang Schneider. Auf den drei bis fünf Kilometern zwischen dem Hotel und dem Camp, wo neben französischen auch irische und schwedische Einheiten seien, habe es keine Vorkommnisse gegeben. Zu den weiteren Entwicklungen könne man nichts sagen, so Schneider: "Wir müssen abwarten, was passiert."

Auch Verteidigungsminister Norbert Darabos (SPÖ) meinte am Montag, das Vorauskommando in N'Djamena sei vorerst in einer "Warteposition" _ und da es sich nun in einem großen Militärcamp befinde, seien die Soldaten dort auch in Sicherheit.

EU hält an dem Einsatz fest

Darabos betonte, dass EU und UNO zur Mission der Eufor, die eigentlich Flüchtlinge aus dem Sudan schützen soll, stünden. Allerdings konnte er sich einen Seitenhieb auf die Militärs nicht verkneifen: Es sei bemerkenswert, dass der Marsch der aus dem Sudan kommenden Rebellen über hunderte Kilometer auf die Hauptstadt des Tschad ungehindert erfolgen habe können - und die Massierung der Rebellen offenbar keinem aufgefallen sei.

In Österreich schoss sich die Opposition weiter auf die Afrika-Mission des Heeres ein: Der Sicherheitssprecher der Grünen, Peter Pilz, forderte den sofortigen Abzug der Österreicher; diese würden zum Spielball zwischen Frankreich und der tschadischen Regierung. FP-Parteiführer Heinz-Christian Strache forderte ebenfalls einen "Abzug aus dem Hexenkessel"; Darabos und Außenministerin Ursula Plassnik (ÖVP) sollten zurücktreten.

Die EU wolle weiter am Tschad-Einsatz festhalten, sagte EU-Außenbeauftrager Javier Solana. Man habe sich einstimmig für die Operation entschieden, weil man wisse, dass er wichtig für die Stabilität der Region sei. Auch die slowenische EU-Ratspräsidentschaft unterstützt weiter den Einsatz. Bundeskanzler Alfred Gusenbauer (SP) mahnte allerdings, die EU-Truppe zur Unparteilichkeit: "Strikte Neutralität ist das Gebot der Stunde."

Plassnik: "Nerven bewahren"

Dennoch gibt es Zeichen für ein Zögern mancher Expeditionsteilnehmer: Polens Verteidigungsminister Bogdan Klich ließ Montag den Abmarsch der 500 polnischen Soldaten stoppen. "Ich kann unsere Soldaten nicht ins Auge des Zyklons schicken."

Österreichs Außenministerin Plassnik, derzeit im Libanon, riet den Eufor-Teilnehmerländern zur Ruhe: "Es nützt niemandem, die Nerven jetzt wegzuwerfen."

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.02.2008)

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