Es gebe einzelne Fälle von illegalen Hinrichtungen auf beiden Seiten des Konflikts. Massengräber gebe es aber keine in der Ostukraine.
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International (ai) hat nach eigenen Angaben Beweise für Gräueltaten und illegale Hinrichtungen auf beiden Seiten während des Ukraine-Konflikts. Allerdings gibt es keine Beweise für Massengräber im umkämpften ostukrainischen Donezk, wie sie prorussische Separatisten entdeckt haben wollten, heißt es in einem am Montag veröffentlichten Bericht.
"Es gibt keine Zweifel an illegalen Hinrichtungen und Gräueltaten, die von prorussischen Separatisten und ukrainischen Milizen in der Ostukraine begangen worden sind", erklärte die Ukraine-Expertin Jovanka Worner am Montag zur Vorstellung eines Berichts zu den Kämpfen zwischen der Armee und prorussischen Separatisten. Das Ausmaß der Taten sei jedoch schwierig festzustellen.
"Viele Fälle sind übertrieben"
Amnesty warf den verfeindeten Parteien in der Ostukraine zudem falsche Angaben und Übertreibungen vor. Demnach hatten russische Medien im September über Massengräber in der Region von Donezk berichtet, die zuvor noch von ukrainischen Milizen kontrolliert worden sei. Russlands Außenminister Sergej Lawrow habe später von 400 Leichen in diesen Massengräbern gesprochen. Überzeugende Beweise für Massentötungen oder Massengräber gebe es aber nicht, betonte Worner. "Viele der schockierenden Fälle, die insbesondere von russischen Medien veröffentlicht wurden, sind enorm übertrieben", sagte sie.
Eine Amnesty-Delegation fand vor Ort Beweise für die illegale Hinrichtung von vier Männern durch die Milizen, hieß es am Montag. Die Leichen seien in zwei Gräbern in der Nähe des Dorfes Komunar gefunden worden. "Was wir gesehen haben, sind einzelne Fälle von Hinrichtungen, die in einigen Fällen Kriegsverbrechen darstellen können", erklärte John Dalhuisen von Amnesty Ergebnis der Amnesty-Recherchen Ende September. Solche gezielten Tötungen seien auf beiden Seiten nachgewiesen worden. "Alle verdächtigen Fälle sollten untersucht und die Verantwortlichen beider Seiten belangt werden."
Trotz Waffenruhe kommt es im Osten der Ukraine, wo Separatisten gegen die Armee kämpfen, immer wieder zu blutigen Gefechten. Beide Seiten werfen sich tödliche Angriffe auf Zivilisten vor.
(APA/Reuters/AFP/dpa)