Malaysia: Oppositionschef wegen Homosexualität festgenommen

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Dem Haftbefehl zufolge wirft man Oppositionsführer Anwar Ibrahim "unzulässige homosexuelle Betätigung" vor. Seit dem Ende der 90er Jahre tauchen solche Vorwürfe immer wieder auf.

In Malaysia ist Oppositionsführer Anwar Ibrahim am Mittwoch wegen des Vorwurfs der Homosexualität festgenommen worden. Der frühere stellvertretende Regierungschef sei von gut 20 Polizisten aus seinem Haus abgeführt worden, sagte Shamsul Ibrahim, der Vorsitzende der Nachwuchsorganisation von Anwars Nationaler Gerechtigkeitspartei, der Deutschen Presse-Agentur dpa. Anwar (60) hat die Vorwürfe entschieden zurückgewiesen. Sie seien ein Versuch, sein politisches Comeback zu verhindern.

Die Opposition hatte bei der Parlamentswahl Anfang März der seit 51 Jahren mit Zwei-Drittel-Mehrheit regierenden Koalitionsregierung eine empfindliche Niederlage zugefügt. Seither haben die innenpolitischen Spannungen zugenommen.

Der Anwalt Sankara Nair sagte der Nachrichtenagentur AFP, zehn Sicherheitsbeamte hätten den Politiker vor dessen Wohnhaus festgenommen und in das Hauptquartier der Polizei in Kuala Lumpur gebracht. Am Vortag war ein Haftbefehl gegen den Oppositionsführer wegen angeblicher unzulässiger homosexueller Betätigung erlassen worden. Ein Mitarbeiter Anwars hatte den Politiker Ende Juni wegen verbotener homosexueller Kontakte angezeigt.

Gleichgeschlechtliche Beziehungen sind in dem mehrheitlich muslimischen Land strafbar. Dafür drohen nach malaysischem Recht 20 Jahre Gefängnis. Zu den Vorwürfen wollte Anwar ursprünglich am Mittwoch zu Mittag im Polizeipräsidium Stellung nehmen. Warum er wenige Stunden zuvor festgenommen wurde, sei schleierhaft, sagte seine Frau. Laut Gesetz muss er binnen 14 Tagen freigelassen oder angeklagt werden.

Kurz zuvor hatte Anwar vor der Anti-Korruptionsbehörde zu seinen Vorwürfen Stellung genommen, der Polizeichef und der Justizminister hätten vor zehn Jahren Beweismaterial gefälscht, was zu seiner Anklage und Verurteilung wegen Korruption und Homosexualität führte. Er saß deshalb sechs Jahre im Gefängnis. Das Urteil wegen homosexueller Übergriffe wurde 2004 aufgehoben.

Anwar war Ende der 1990er Jahre stellvertretender Regierungschef und stürzte in einem Machtkampf mit dem damaligen Ministerpräsidenten Mahathir Mohamad. Kurz darauf wurde ihm zum ersten Mal sexueller Missbrauch eines Mannes vorgeworfen. Der 60-jährige Politiker sagte in einer Fernsehdebatte am Dienstag: "Glaubt die Lügen und Verleumdungen nicht." Er sprach von einem Komplott, um ihn politisch auszuschalten. Seine Anhänger hatten für den Fall seiner Festnahme mit Massendemonstrationen gedroht.

Vor knapp zwei Wochen hatte Anwar selbst Vizeregierungschef Najib Razak eine Affäre mit einem später unter mysteriösen Umständen ermordeten Model nachgesagt. Dabei stützte er sich auf die eidesstattliche Erklärung eines Privatdetektivs, der seine Aussage aber einen Tag später mit der Begründung zurückzog, er sei dazu genötigt worden.

(Ag.)

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