„Je suis Ahmed“: Ehrung für getöteten Polizisten im Netz

A journalist draws a cartoon during a candle light vigil organised by the Federation of Nepalese journalist to pay tribute to victims of Wednesday´s shooting by gunmen at the offices of French weekly newspaper Charlie Hebdo in Paris, in Kathmandu
A journalist draws a cartoon during a candle light vigil organised by the Federation of Nepalese journalist to pay tribute to victims of Wednesday´s shooting by gunmen at the offices of French weekly newspaper Charlie Hebdo in Paris, in Kathmandu(c) REUTERS (NAVESH CHITRAKAR)
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Nach der virtuellen Solidaritätswelle #JeSuisCharlie regen sich Stimmen, die ein Gedenken an Ahmed Merabet einfordern.

Wien/Paris. Der Twitter-Hashtag #JeSuisCharlie, der mittlerweile mehr als 3,5 Millionen Mal geteilt wurde, bekommt Konkurrenz: Mit #JeSuisAhmed und #JeSuisPolicier gedenken Internet-User weltweit der beiden bei dem Attentat am Mittwoch getöteten Polizisten. Auch ein schwarzes Banner mit den weißen Lettern „Ich bin Ahmed“ macht die Runde.

Der Slogan verbreitete sich im Laufe des Freitags rasant. Zuvor hatte der muslimische Aktivist Dyab Abou Jahjah folgende Kurznachricht über Twitter losgeschickt: „Ich bin nicht Charlie, in bin Ahmed, der getötete Polizist. Charlie hat sich über meinen Glauben und meine Kultur lustig gemacht, und ich starb, damit er das weiterhin tun kann.“ Der Tweet des Aktivisten wurde bereits mehr als 20.000 Mal geteilt.

Der Polizist Ahmed Merabet war nach Recherchen des britischen „Guardian“ 40 Jahre alt und ein gläubiger Muslim. Kollegen beschreiben ihn als ruhig und umsichtig. Er war als Beamter im elften Arrondissement in Paris stationiert. Merabet wurde am Mittwoch gemeinsam mit einer Kollegin zum nahe gelegenen Tatort, dem Redaktionsbüro der Zeitschrift „Charlie Hebdo“, gerufen. Auf der Straße wurde der Polizeibeamte von einem Täter angeschossen. Merabet lag verwundet am Boden, die Hände hoch erhoben, als sich ein Täter mit Kalaschnikow nähert. Erschrocken fragt er den vermummten Mann: „Willst du mich töten?“ Dann fällt ein Schuss aus allernächster Nähe, es ist ein Kopfschuss. Die brutale Szene ist auf einem YouTube-Video festgehalten.

Der tragische Held des Massakers

In sozialen Netzwerken wird in den kurzen Beiträgen unter dem Hashtag #JeSuisAhmed auch die Frage aufgeworfen, inwieweit die Pariser Satirezeitschrift wirklich ungeteilte Solidarität verdient hat – in gewisser Weise ist es eine virtuelle Gegenbewegung zur euphorischen Kampagne für „Charlie Hebdo“. In Postings regt sich Unbehagen über die religionskritischen Zeichnungen des Magazins, sich über den Islam lustig zu machen, sei „nicht cool“, heißt es etwa. Und nicht wenige User sehen in dem – kurz nach den Redaktionsmitgliedern hingerichteten – muslimischen Polizisten den eigentlichen tragischen Helden des islamistischen Massakers. (som)

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("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.01.2015)

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