Mehr als 25.000 Asylsuchende irren durch Griechenland

Flüchtlinge in Griechenland
Flüchtlinge in Griechenland APA/AFP/SAKIS MITROLIDIS
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Trecks ziehen auf der Autobahn Athen-Thessaloniki Richtung Norden. Sämtliche "Hotspots" und Auffanglager seien überfüllt, hieß es. Die griechischen Inseln bangen um die Urlaubssaison 2016.

Mehr als 25.000 Flüchtlinge und Migranten irren Medienberichten zufolge derzeit durch Griechenland. Trecks ziehen auf der Autobahn Athen-Thessaloniki Richtung Norden. In der Nacht auf Samstag schliefen dort viele im Freien. An der Grenze zu Mazedonien, die nunmehr vollständig geschlossen ist, harren den Angaben zufolge mittlerweile mehr als 5000 Menschen aus, bis zum Abend dürfte ihre Zahl auf 7000 anwachsen. "Im Moment sind rund 5500 Menschen hier in Idomeni, doch weitere Flüchtlinge sind zu Fuß und per Bus unterwegs in den Norden", sagte Gemma Gillie, Sprecherin der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen.

Die Registrierzentren (sogenannte Hotspots) und die Auffanglager des Landes seien nun überfüllt, berichtet der Fernsehsender Skai. So hielten sich auch viele Flüchtlinge und Migranten in Parks in Athen und an den Docks der Hafenstadt Piräus auf. Dort kam Samstagfrüh eine Fähre mit 440 Menschen von den Inseln Lesbos und Chios an. Weitere Fähren mit Flüchtlingen liegen vorläufig in den Inselhäfen vertäut, um den Zustrom zum Festland zu mindern.

Unter den Flüchtlingen sind den Berichten zufolge viele Kinder und alte Menschen, die medizinische Hilfe benötigen. Milchpulver, Wasser und Lebensmittel seien gefragt. Freiwillige im ganzen Land versuchen, die Menschen notdürftig zu versorgen.

Inseln bangen um Urlaubssaison 2016

Wegen der Flüchtlingskrise verzeichnet die griechische Tourismus-Branche einen starken Rückgang der Buchungen sowie einen Anstieg der Stornierungen bereits gebuchter Reisen. Das berichtet am Samstag die Athener Tageszeitung "Kathimerini". Vor allem die Inseln in der östlichen Ägäis, zu denen die Flüchtlinge von der Türkei aus übersetzen, seien betroffen, heißt es. So seien die Buchungen auf Lesbos im Vergleich zum Vorjahr um 90 Prozent eingebrochen; auf Samos betrage der Rückgang 40 Prozent. Auch hätten Fluggesellschaften bereits erste Flugverbindungen gestrichen und Kreuzfahrtschiffe ihre Routen geändert.

Der Tourismus trägt in Griechenland rund 25 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei. Sein Rückgang könnte das wirtschaftlich schwer angeschlagene Land noch weiter schwächen.

IWF befürchtet finanzielle Engpässe

Ungeachtet der zunehmenden Belastungen durch die Flüchtlingskrise in Griechenland dringt der Internationale Währungsfonds (IWF) auf die Umsetzung von Reformen. Wie der "Spiegel" am Samstag berichtete, bereitet dem IWF die Bereitschaft vieler EU-Länder Sorgen, den Griechen angesichts der Flüchtlingskrise bei den Sparauflagen für das dritte Rettungspaket stärker entgegenzukommen. Das könnte zum Beispiel die Umsetzung der umstrittenen Pensionistenreform betreffen.

Der IWF rechne damit, dass Griechenland bereits Ende März Schwierigkeiten haben werde, seine Schulden zu bedienen. Der Währungsfonds blockiere einen Fortschrittsbericht, der grünes Licht geben muss, damit sich der Währungsfonds am dritten Rettungspaket beteiligt, berichtete das Magazin.

(APA/dpa)

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