UN-Ankläger will Freispruch von Seselj anfechten

Vojislav Seselj musste sich vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal verantworten
Vojislav Seselj musste sich vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal verantwortenAPA/AFP/ALEXA STANKOVIC
  • Drucken

Der serbische Nationalistenführer war überraschend freigesprochen worden. Ihm wurden Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Jugoslawienkrieg vorgeworfen.

Die Anklagevertretung im UN-Kriegsverbrecherprozess gegen den serbischen Nationalistenführer Vojislav Seselj will dessen Freispruch anfechten. Das Kriegsverbrechertribunal in Den Haag habe zahlreiche Beweise gegen Seselj nicht berücksichtigt, sagte UN-Ankläger Serge Brammertz am Mittwoch.

Das UN-Tribunal für das ehemalige Jugoslawien hatte den Serbenführer vergangene Woche überraschend in allen Anklagepunkten freigesprochen. Dem 61-Jährigen waren Verbrechen gegen die Menschlichkeit in drei Fällen sowie Kriegsverbrechen in sechs Fällen während des jugoslawischen Bürgerkriegs Anfang der 1990er Jahre vorgeworfen worden. Er soll die als "ethnische Säuberungen" verharmlosten Pogrome gegen andere Volksgruppen beim Aufbau eines "Großserbiens" angestachelt und bei der Umsetzung unterstützt haben.

Seselj sagte, er mache sich über die Pläne der Ankläger keine Gedanken. Sie hätten keine rechtliche Grundlage, sagte er der Nachrichtenagentur Reuters. "Ich bin der beste Jurist der Welt", fügte Seselj hinzu, der bei den Parlamentswahlen in diesem Monat für die Serbische Radikale Partei antritt.

Seselj will UN-Tribunal verklagen

Der Freispruch des UN-Gerichts kam unerwartet. Selbst Seselj hatte mit einer Verurteilung zu 25 Jahren Haft gerechnet. Nach dem Urteilsspruch kündigte er an, das UN-Tribunal auf 14 Millionen Euro Schadenersatz zu verklagen - als Ausgleich "für all das Leid, das ich durchgemacht habe".

Im Bosnienkrieg von 1992 bis 1995 wurden rund 130.000 Menschen getötet. Das Kriegsverbrechertribunal in Den Haag wurde 1993 eingerichtet.

(Reuters)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.