"Amerika zuerst": Trumps außenpolitische Vision

Trump fordert mehr Eigenverantwortung der NATO-Partner.
Trump fordert mehr Eigenverantwortung der NATO-Partner.REUTERS
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Der republikanische Präsidentschaftsbewerber hielt eine Grundsatzrede zur US-Außenpolitik. Doch die Rolle des fähigen Staatsmanns will ihm nicht so recht gelingen.

Nach seinen jüngsten sexistischen Ausfällen macht US-Präsidentschaftsanwärter Donald Trump nun auf seriös: "Amerika zuerst", so laute das außenpolitische Motto des Republikaners, sollte er das höchste Staatsamt der USA erobern. Er wolle "Amerikas Außenpolitik von ihrem Rost befreien", donnerte der Immobilienmilliardär am Mittwoch. Das Eigeninteresse der USA solle in den Vordergrund gerückt und die NATO-Verbündeten gedrängt werden, mehr für ihre Verteidigung zu tun.

Doch die Rolle des fähigen Staatsmanns will ihm bei seiner Rede am Mittwoch in Washington nicht so recht gelingen. Beobachter können auch nach Trumps Rede noch keine Kohärenz in seinen oft markigen Positionen erkennen. Die NATO-Partner müssten entweder mehr zahlen "oder sich selbst verteidigen", sagte Trump, der im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner mit weitem Abstand führt. Die Verbündeten würden sich in der Sicherheitspolitik um ihren "fairen" Anteil drücken.

Er verwies darauf, dass in der NATO außer den USA nur die wenigsten Partner bisher die zugesagten mindestens zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) für den Verteidigungsetat aufbrächten. Auch Deutschland gehört zu den Staaten, die diese Zielvorgabe bisher nicht erfüllen.

Trump: US-Außenpolitik völliges Desaster

Der für seinen Populismus kritisierte Trump ging mit der Außenpolitik der bisherigen Präsidenten hart ins Gericht. "Unsere Außenpolitik ist ein völliges Desaster", bilanzierte er daas Vorgehen von Amtsinhaber Barack Obama. Er warf dem amtierenden Präsidenten vor, Israel vor den Kopf gestoßen und dem Iran die Hand gereicht zu haben. "Wir stritten mit unseren ältesten Freunden und jetzt beginnen sie, sich woanders um Hilfe umzusehen. Denkt daran. Nicht gut", sagte er im Stakkato.

Die demokratischen Favoritin für die Präsidentschaftskandidatur, Hillary Clinton, beschuldigte er, die größte Bedrohung für die USA zu verschweigen. "Die Verbreitung des radikalen Islam zu verhindern muss ein Hauptziel unserer Außenpolitik sein, ja, der ganzen Welt."

Bei Politbeobachtern konnte Trump durchaus punkten, allerdings nicht überzeugen: "Es schien eine ansprechendere Präsentation zu sein, intelligenter und gemäßigter", sagte etwa David Pollock vom Washington Institute. "Aber er ließ viele Fragen unbeantwortet."

Beobachter kritisieren Rede als inkohärent

Michael Pregent vom Hudson Institute wertete die Rede als "unzusammenhängend". "Er sagt unseren Verbündeten: 'Wir werden da sein um Euch zu helfen'. Und zuvor sagte er, sie müssten für sich selbst zahlen und mehr tun."

In Deutschland kritisierte der außenpolitische Sprecher der Sozialdemokraten, Niels Annen, Trumps Rede: "Trump hat mit seiner Kampagne Amerikas Freunde in der Welt tief verunsichert. Seine Rede hat daran leider nichts geändert", sagte Annen am Mittwochabend der Nachrichtenagentur Reuters. "Die Vorstellung, Amerika könne in einer immer komplexer werdenden Welt anderen seinen Willen aufzwingen und seine Sicherheit ohne internationale Kooperation gewährleisten, ist abenteuerlich." Trump habe ohnehin nur pro forma eine außenpolitische Rede gehalten. "Die drängenden globalen Probleme hat er nicht einmal angesprochen, geschweige denn Antworten angeboten."

(APA/AFP/Reuters)

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