Donezk: Rebellenkommandant "Motorola" bei Anschlag getötet

Arseni Pawlow bei der "Sieges-Parade" in Donezk im Mai 2016.
Arseni Pawlow bei der "Sieges-Parade" in Donezk im Mai 2016.REUTERS
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Die Separatisten-Einheit Sparta macht die ukrainische Regierung für die Ermordung ihres Anführers Arseni Pawlow verantwortlich. Oder waren es interne Machtkämpfe?

Im ostukrainischen Donezk ist ein prorussischer Rebellenkommandeur bei einem Bombenanschlag getötet worden. Der 33-jährige Arseni Pawlow alias "Motorola" starb am Sonntagabend bei der Explosion eines Sprengsatzes im Aufzug eines Gebäudes, wie die Führung der selbsterklärten Volksrepublik Donezk am Montag mitteilte.

Die Separatisten machten den ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko direkt für das Attentat verantwortlich. "Poroschenko hat die Waffenruhe gebrochen und uns den Krieg erklärt", sagte Alexander Sachartschenko, Präsident der Volksrepublik Donezk. Die Rebellenführung erließ eine dreitägige Trauer.

Separatisten verdächtigen Geheimdienst

Wer hinter dem Anschlag steckte, war zunächst unklar. Ein Kämpfer von Pawlows Einheit Sparta sagte der Nachrichtenagentur AFP, er vermute den ukrainischen Geheimdienst oder eine rivalisierende Rebellengruppe hinter der Tat. Vor Pawlow waren bereits mehrere andere Rebellenführer unter ungeklärten Umständen weit abseits der Front getötet worden. Teilweise wurden dahinter Machtkämpfe zwischen rivalisierenden Gruppen der Separatisten vermutet.

Am Montag war der Ort des Anschlags von bewaffneten Rebellen umstellt, die keine Reporter durchließen. Nach ihren Angaben waren im Inneren des Gebäudes Ermittler bei der Arbeit. Drei Zeugen des Anschlags sagten der Nachrichtenagentur AFP, auch Pawlows Leibwächter sei bei der Explosion getötet worden. Erst im Juni war Pawlow Berichten zufolge in Donezk einem Bombenanschlag entgangen.

Verbrecher oder Held?

Pawlow sei mit dem Tod einer "unvermeidlichen Strafe in Form lebenslanger Haft" entkommen, sagte am Montag der ukrainische Armeesprecher Andrij Lysenko. "Er hat schlicht Glück gehabt." In Russland dagegen porträtierten die Staatsmedien den Kommandant, der an wichtigen Kämpfen in Donezk, Slawiansk, Ilowaisk und Debalzewo teilgenommen hatte, als Helden.

Der russische Veteran aus der Region Komi hatte im zweiten Tschetschenienkrieg (1999 - 2009) gekämpft und schloss sich im April 2014 den Rebellen in der Ostukraine gegen die Kiewer Zentralregierung an. Durch mehrere russische Fernsehberichte wurde Pawlow bekannt. 2015 prahlte er in einem Interview, er habe 15 ukrainische Kriegsgefangene erschossen. Menschenrechtler forderten daraufhin eine Untersuchung.

Im Jahr 2015 wurden die Kosakenführer Pawel Dremow und Alexander Bednow alias Batman bei einem Autobombenanschlag sowie in einem Hinterhalt getötet. Auch der Kommandant Alexej Mosgowoi wurde in einem Hinterhalt getötet, für den die Separatisten den ukrainischen Geheimdienst verantwortlich machten. Auch auf Sachartschenko wurden laut Separatisten in diesem Jahr zwei Attentatsversuche verübt.

Intrigen und Staatsstreich

Der Präsident der international nicht anerkannten Volksrepublik Luhansk, Igor Plotnizki, wurde im August bei einem Anschlag verletzt. Anschließend wurden der Vize-Verteidigungsminister sowie ein früherer Vize-Regierungschef von Luhansk unter dem Vorwurf der Planung eines Staatsstreichs festgenommen. Letzterer beging kurz darauf angeblich Suizid in Haft.

Durch die Kämpfe im Osten der Ukraine sind fast 10.000 Menschen getötet worden. Eine von Deutschland und Frankreich vermittelte Waffenruhe wird immer wieder gebrochen. Nach Angaben Kiews vom Montag wurden bei Zusammenstößen ein Regierungssoldat getötet und sieben weitere verletzt.

(APA/dpa)

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