Robert Lugar: "Vier zusätzliche Abgeordnete bis zur nächsten Wahl"

Team Stronach praesentiert neuen Abgeordneten
Team Stronach praesentiert neuen Abgeordnetendapd
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Genug von Orange: Der stellvertretende Parteichef und Klubobmann in spe des Teams Stronach will sich künftig lieber bei anderen Parteien als dem BZÖ umsehen.

Die Presse: Warum will das Team Stronach keine weiteren BZÖ-Abgeordneten abwerben? Weil man für den Klub jetzt alle fünf beisammen hat?

Robert Lugar: Genau. Jetzt wollen wir Breite signalisieren und von anderen Parteien Abgeordneteeinladen. Denn: Wir werben nicht ab, wir laden ein.

Wie viele wollen Sie also einladen?

Ich schätze, dass wir bis zur nächsten Wahl zehn Abgeordnete sind – vier zusätzliche.

Sie sehen sich nicht als BZÖ-Abspaltung, wollen aber mit diesem Argument Klubstatus begründen– ist das nicht widersinnig?

Wir machen es nur deshalb, weil es die Geschäftsordnung vorsieht. Es hätten auch fünf von der SPÖ oder der ÖVP sein können. Das hat sich nicht ergeben.

Warum hat es sich beim BZÖ ergeben?

Ich war früher beim BZÖ und hatte da mehr Kontakte. Die Unzufriedenheit ist dort auch sicher größer als etwa bei den Grünen.

Ist die ideologische Nähe zum BZÖ auch größer?

Überhaupt nicht.

Zum Klubstatus gibt es verschiedene Ansichten. Etwa, ob der Antrag geprüft werden muss, weil zwei der Abgeordneten – inklusive Ihrer Person – schon länger wilde Abgeordnete waren.

In dem Moment, in dem man aus einem Klub austritt, ist man wilder Abgeordneter. Daher waren alle wilde Abgeordnete. Es ist egal, ob man eine Stunde oder zwei Jahre wild ist. Es kommt darauf an, welcher Gruppe man bei der Wahl angehört hat. Die Wildheit wird rechtlich in keinster Weise gewürdigt.

Warum sind Sie selbst aus dem BZÖ ausgetreten?

Ich musste mich öfter verbiegen, zuletzt beim Ökostromgesetz. Ich hätte im Plenum etwas vertreten müssen, was ich nicht konnte. Ich habe mich von der Rednerliste streichen lassen, worauf mich Bucher vor allen unwirsch aufgefordert hat, entweder zu tun, was er sagt, oder den Klub zu verlassen.

Wird es bei Stronach keinen Klubzwang geben?

Wir werden Bereichssprecher so einbeziehen, dass wir sie nicht zwingen, gegen ihre Überzeugung zu handeln.

Sie haben ja auch einen FPÖ-Wechsel überlegt.

Ich komme aus der FPÖ, der Gedanke war mir nicht fern. Es hat sich nicht ergeben.

Warum ist der Klub in erster Linie wichtig: wegen des Geldes oder der ORF-Präsenz?

Wegen des Geldes sicher nicht, daran herrscht kein großer Mangel. Aber wir brauchen Öffentlichkeit.

Es ist fix, dass Sie Klubobmann werden?

Das wurde heute in der ersten Klubsitzung beschlossen.

Sie haben heute auch eidesstattlich erklärt, dass Ihnen weder Geld für einen Wechsel zu Stronach angeboten worden ist, noch dass Sie Abgeordneten Geld geboten haben. Lügen die BZÖ-Abgeordneten, die das behaupten?

Natürlich, sie haben es auch schon zugegeben.

Wenn es bei den Gesprächen nie um Geld ging, dann eventuell um Jobs in Stronach-Unternehmen?

Alle, die gewechselt sind, haben eidesstattlich erklärt, dass ihnen weder ein Job noch eine geldwerte Leistung angeboten wurde.

Wir sehen Sie also auch nicht im Stronach-Konzern wieder, falls es mit dem Einzug nicht klappt?

Weder mir noch anderen wurde das zugesagt.

Stronach ist zuletzt durch einen derben Sager zu Bucher aufgefallen – ist das jetzt der neue Stil?

Wenn jemand mit Dreck wirft, darf er sich nicht wundern, dass er schmutzig wird. Bucher hat Stronach einen „tollwütigen Milliardär“ genannt. Stronach hat einen Begriff, der im Englischen nicht wirklich übel genommen wird, übersetzt. Er wollte bloß sagen, dass Bucher wenig Durchsetzungskraft hat.

Droht Ihnen nicht ein BZÖ-Schicksal? Das BZÖ war auf Haider fokussiert, Team Stronach – wie der Name ja sagt – auf eben diesen. Was bleibt, wenn es ihn nicht mehr interessiert?

In Stronachs Vergangenheit war es immer so, dass er Visionen hatte und Leute, die sie umsetzten. Er hat sich operativ aber nie so eingebracht, wie es Jörg Haider getan hat.

Zur Person

Robert Lugar (42) kam 2008 für das BZÖ in den Nationalrat. Im Jahr 2011 verließ der Tiroler die Partei, da er nicht Generalsekretär wurde. [APA]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.10.2012)

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