Spindeleggers Ostermayer

Jochen Danninger (38), Kabinettschef des Vizekanzlers, ist nun einer der drei Chefverhandler der ÖVP.

Er ist der weithin Unbekannte im Kernverhandlungsteam der ÖVP: Jochen Danninger (38). Er ist – neben Vizekanzler Michael Spindelegger und Staatssekretär Reinhold Lopatka – Teil jener Dreiergruppe, die aufseiten der ÖVP die Koalitionsverhandlungen leitet und dann jene Punkte lösen soll, die in den acht Themen-Verhandlungsgruppen als unerledigt, weil umstritten übrig bleiben.

Der Oberösterreicher ist Kabinettschef Michael Spindeleggers im Außenministerium und Vizekanzleramt. Wie sein Chef ist auch Jochen Danninger, Sohn des früheren ÖVP-Vizebürgermeisters von Ried im Innkreis, Mitglied des Cartellverbands. Vor allem aber ist er der Verbindungsmann zum Wirtschaftsflügel der ÖVP, der Spindelegger, den früheren ÖAAB-Obmann, ja von Anbeginn seiner Parteichef-Karriere eher skeptisch beäugte. Und diese innerparteilichen Konflikte wirken bis heute nach – siehe jenen um Maria Fekter und ihre mögliche Ablöse als Finanzministerin. Es wird Danninger zugeschrieben, dass diese auch immer wieder abfedert wurden und er seinem Chef auch ein besseres wirtschaftspolitisches Standing verpassen konnte.

Danninger, ein studierter Jurist, hatte seine Karriere auch als Trainee der Industriellenvereinigung begonnen. Zwischenzeitlich im EU-Parlament, erlernte er das innenpolitische Geschäft dann bei einem erfahrenen und mit allen Wassern gewaschenen ÖVP-Haudegen: bei Andreas Khol, als dieser Erster Nationalratspräsident war. Khol machte ihn auch zu seinem Büroleiter im Parlament. Und als Michael Spindelegger nach Wolfgang Schüssels Wahlniederlage im Jahr 2006 dann Zweiter Nationalratspräsident wurde, übernahm er Danninger als Büroleiter.

Seither verbindet die beiden, Spindelegger und Danninger, ein Vertrauensverhältnis. „Danninger denkt auch wie sein Chef“, heißt es in der ÖVP. Er sei für Spindelegger unentbehrlich. Jochen Danninger ist für Michael Spindelegger also in etwa das, was auf der anderen Seite Josef Ostermayer für Werner Faymann ist. Und schließlich war auch der heutige Kanzleramts-Staatssekretär einmal Kabinettschef gewesen.

Danninger gilt als überaus fleißig und im persönlichen Umgang sehr angenehm, ja fast zurückhaltend. Er ist keiner, den es in die erste Reihe drängt. Ein wirklicher Politiker wird aus ihm – trotz der Rolle, die ihm nun zugedacht ist – also wohl eher nicht werden. Außer er sagt aus Loyalität zu Spindelegger für ein solches Amt zu. Davon ist derzeit allerdings (noch) nicht die Rede.

Jochen Danninger ist verheiratet und Vater zweier Töchter. Und er ist der Schwiegersohn von Stefan Karner, dem bekannten Historiker.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.10.2013)

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