Forschung: Pröll pocht bei SPÖ auf Zusagen für Elite-Uni

Niederösterreichs Landeschef Erwin Pröll auf Erkundungstour im Weizmann-Institut.

REHOVOT. Der politische Seitenhieb blieb nicht aus. „Wir sind uns im Klaren, dass das Ansinnen Josef Broukals, Teile der für ISTA zugesagten Gelder in andere Universitäten zu investieren, absurd ist“, sagt Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll, „auch Haim Harari wendet sich absolut dagegen, das wäre ein Untergraben der Ziele des ISTA.“

Pröll ist ÖVP-Politiker, aber Harari hat in der Scientific Community eine unbestrittene Position inne: Der 67-jährige Physiker war von 1988 bis 2001 Präsident des Weizmann Instituts in Israel, seit März 2006 ist er Chef des Planungsstabes der österreichischen Elite-Uni „Institute of Science and Technology Austria“ (ISTA). Seine Worte haben Gewicht, jedenfalls mehr als jene von SPÖ-Wissenschaftssprecher Broukal, so Prölls Intention. Die Finanzierung für das ISTA durch den Bund (im März 2006 Vertrag mit ÖVP-Bundeskanzler Schüssel) müsse in vollem Umfang gewährleistet sein. Das Land Niederösterreich steuert in den nächsten zehn Jahren seinerseits 110 Millionen bei.

Erwin Pröll inspizierte in dieser Woche mit einem kleinen Planungsstab das Weizmann Institut in Rehovot bei Tel Aviv, das Impulse für das österreichische Projekt in Klosterneuburg/Maria Gugging liefern soll. Mit seinen 3000 Mitarbeitern (ein Viertel Professoren), einem Campus von 1,5 km2, mit einem Jahresbudget von 200 Millionen Dollar ist das israelische Institut freilich um einige Nummern größer. „Wir wollen im Endausbau etwa 300 Wissenschafter“, so Pröll.

In einigen Punkten soll das Weizmann-Konzept geradezu kopiert werden: Auf der einen Seite wird die wirtschaftliche und inhaltliche Unabhängigkeit gewährleistet. Auf der anderen Seite soll eine gemeinsame Gesellschaft aus ISTA und Eco plus international gegründet werden, die wissenschaftliche Erfolge vermarktet. Da Eco plus im Landesbesitz ist, könnte Niederösterreich in Zukunft auch finanziell profitieren.

Der kommende Zeitplan sieht folgende Stationen vor:
•Juli 2007: Beginn des Probe-Shuttle Wien-Maria Gugging.
•Oktober 2007: Abriss alter Gebäude der früheren Nervenheilanstalt, Beginn mit den Neubauten.
•Ende 2007: Wahl des künftigen ISTA-Präsidenten, den Haim Harari vorschlägt. Dazu Pröll: „Im Suchfeld sind österreichische Wissenschafter, die international tätig sind.“
•September 2008: Eröffnung eines englischsprachigen Kindergartens, ebenso einer Volksschule und eines Gymnasiums für Kinder von ISTA-Forscherinnen und Forscher und für Österreicher.
•Oktober 2008: Beginn des Forschungsbetriebes im ISTA.

In einem Punkt könnte sich die künftige österreichische Elite-Uni schon jetzt mit dem Weizmann Institut messen: Der Campus in Niederösterreich besteht bereits, es sind keine Aufforstungen und kein Bau eines Erholungsgebiets erforderlich. Harari selbst sieht das Projekt gelassen: „Es braucht Zeit und Geduld“, sagt er zur „Presse“.

Inline Flex[Faktbox] DIE FORSCHUNGS-UNI("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.03.2007)


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