Nationalratswahl: Denkzettel für die Regierung, kein Rechtsruck

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Meinungsforscher sehen in Österreich nicht mehr rechtes Wählerpotenzial als anderswo.

WIEN(red./APA). Die Meinungsforscher sind sich auch einmal einig: Die Nationalratswahl Ende September war mehr ein Denkzettel als ein Rechtsruck, so der Tenor bei einer Diskussion am Donnerstag. „Ganz überwiegend eine Bestrafungsaktion“, sieht der geschäftsführende Obmann der Paul Lazarsfeld-Gesellschaft, Heinz Kienzl, im Wahlergebnis. Von einer „Protestwahl gegen die Regierung“, bei der man die Gefahr wachsender Rechtsparteien gerne in Kauf genommen habe, spricht Sozialforscher Marc Bittner. Eine „perfekte Mischung aus leichtem Rechtsruck und Protestwählern“ sieht der Kommunikationswissenschaftler Peter Vitouch. Harald Pitters von Gallup verweist auf die „Entrüstung der Bevölkerung über die politische Kultur“ und darüber, „nix weiterzubringen“. Dieses Potenzial konnten die Rechtspolitiker ausnutzen, so seine Analyse.

Kein Vertrauen in Demokratie

David Pfarrhofer sprach ebenfalls von einem Denkzettel, macht aber bei den Wahlkampfthemen einen Rechtsruck aus. Ernst Gehmacher vom Büro für die Organisation angewandter Sozialforschung sieht den Rechtsruck „nur an der Oberfläche“. Vielmehr beobachtet er angesichts sich zunehmend auflösender Gesellschaftsstrukturen eine „allgemeine Krisensituation“. Das schwindende Vertrauen in die Demokratie und das abnehmende Zugehörigkeitsgefühl Einzelner zur Gesellschaft treffe auch den ÖGB oder die Kirche.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.10.2008)

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