Islamische Kindergärten: Wien will Konsequenzen ziehen

Laut dem Bericht sollen in manchen muslimischen Kindergärten Parallelgesellschaften aufgebaut werden.
Laut dem Bericht sollen in manchen muslimischen Kindergärten Parallelgesellschaften aufgebaut werden.Die Presse
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Nach dem Bericht über radikalislamische Kindergärten will sich Kurz mit Wehsely und Frauenberger zusammensetzen.

Wien. Gibt es in Wien muslimische Kindergärten, die radikalisieren und Parallelgesellschaften aufbauen? Ganz genau kann der jüngste Projektbericht des Religionspädagogen Ednan Aslan (Universität Wien) die Frage angesichts des wissenschaftlich kaum repräsentativen Umfangs nicht beantworten („Die Presse am Sonntag“ berichtete). Dennoch sorgt die Vorstudie oder das Forschungsprojekt, das vom Integrationsministerium in Auftrag gegeben wurde, für Aufregung. Die Stadt Wien will nun Konsequenzen ziehen und – nach Erhalt des Berichts – Kindergärten strenger untersuchen.

Laut dem Bericht gibt es in Wien 150 muslimische Kindergärten und 450 islamische Kindergruppen. Untersucht hat Aslan 29 davon (wobei nur fünf für ein Gespräch bereit waren). 20 Prozent der untersuchten Kindergärten (also in Zahlen sechs) stuft Aslan als salafistisch ein, 55 Prozent hätten Tendenzen, die Kinder durch Religion von der Gesellschaft zu isolieren. Der Rest sei als normal einzustufen. Weiters werden zum Teil extremistische Gruppen als Hintermänner bei den betroffenen Kindergärten vermutet.

Stadträtin Sonja Wehsely hat zwar mit Stand Sonntagnachmittag den Bericht noch nicht erhalten. Erst danach wolle man sich genau anschauen, wie man damit umgeht. „Wir werden aber überprüfen, ob die Kontrollmöglichkeiten ausreichend sind“, sagt ihre Sprecherin, Katharina Ebhart-Kubicek, und verweist auf die bereits bestehenden Kontrollen. Wehsely fordert Integrationsminister Sebastian Kurz in einer Aussendung auf, „die konkreten Fälle rasch an mich zu übermitteln, damit die zuständigen Behörde tätig werden kann“.

Sollten das Wiener Kindergartengesetz und der Wiener Bildungsplan nicht eingehalten werden, werde es Konsequenzen bis hin zur Schließung geben. Man wolle in dieser Sache keine Zeit verlieren, und hoffe, dass „die Kooperationsbereitschaft sowohl von Minister Kurz als auch von Professor Aslan heute eine größere sein wird als bisher“. Man habe Aslan schon 2014 um konkrete Daten gebeten. Kurz kündigte via Twitter ein gemeinsames Treffen mit den Stadträtinnen Sonja Wehsely und Sandra Frauenberger sowie Ednan Aslan vor Weihnachten an.

Blümel will Untersuchungskommission

Der ÖVP-Wien-Chef Gernot Blümel forderte hingegen eine Untersuchungskommission und kündigte an, dafür im Gemeinderat einen Antrag zu stellen. „Diese Erkenntnisse sind das Ergebnis von rot-grüner Realitätsverweigerung und müssen Konsequenzen haben“, so Blümel. Nötig seien Transparenz und dichte Kontrolle, die Stadt Wien müsse sich aktiv an Studien, Überprüfung, Aufarbeitung beteiligen. FPÖ-Landtagsabgeordneter Maximilian Krauss fordert die Schließung jener Kindergärten, „welche radikalislamistische Ideen lehren“. Alev Korun, die Integrationssprecherin der Grünen, will hingegen, dass der Bericht veröffentlicht wird.

AUF EINEN BLICK

Der Bericht. Der Religionspädagoge Ednan Aslan (Uni Wien) hat im Auftrag des Integrationsministeriums muslimische Kindergärten untersucht. Laut Aslan gibt es in Wien 150 muslimische Kindergärten. In der (nicht repräsentativen) Vorstudie wurden 29 davon untersucht. 20 Prozent davon (also sechs Kindergärten) stuft Aslan als salafistisch ein. Stadträtin Sonja Wehsely will nach Erhalt des Berichts darauf reagieren. Integrationsminister Sebastian Kurz kündigt ein Treffen mit den Stadträtinnen Wehsely und Sandra Frauenberger an.

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("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.12.2015)

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