Norbert Steger: Politikausstieg war „Glücksfall meines Lebens“

(c) Die Presse (Michaela Bruckberger)
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Exvizekanzler Norbert Steger über seine ORF-Funktion und seine (neue) Annäherung zur FPÖ.

WIEN.Nein, als Rückkehr in die Politik hat er sein Mandat im ORF-Stiftungsrat nie gesehen. Da seien manche Kommentatoren falsch gelegen. „Ich habe Heinz-Christian Strache gesagt, dass ich nach eigenem Wissen und Gewissen entscheide“, sagt Steger. Er sitzt seit Oktober 2008 auf einem FPÖ-Mandat und wird auch bei der Frage nach einem neuen Generaldirektor selbst entscheiden. Ob er für Alexander Wrabetz eintritt? „In dieser Geschäftsführung ist er der beste Mann“, so Steger, „wenn ich auch allfällige Fehler nicht übersehe.“

In der Medienpolitik ist der frühere FPÖ-Obmann also doch wieder da, die große Politik ist freilich passé. Seine Abwahl am 14.September 1986 war ein Beben der heimischen Innenpolitik. Jörg Haider siegte in der Kampfabstimmung um den Bundesparteichef, wobei manche von einem gut inszenierten Putsch sprechen. Steger, damals seit drei Jahren auch Vizekanzler in der SPÖ-FPÖ-Regierung, schien an diesem Abend erschüttert. Die SPÖ beendete die Regierung – und Steger verschwand aus der Öffentlichkeit.

Ein Jahr habe es gedauert, vielleicht auch eineinhalb, dann sei die Politik Geschichte gewesen. „Es war der Glücksfall meines Lebens, dass es vorbei war; ich habe noch einmal das Leben zurückerhalten.“ Das sei seine aufrichtige Meinung. Als Politiker sei man „jeden Tag in einem Druckkochtopf eingespannt“. Am Besten wäre eine Verfassungsbestimmung, dass man nur eine bestimmte Zeit Politiker sein soll. Und dass Abgeordnete nicht beamtet sind, weil dies der Gewaltentrennung widerspreche.

Berater in Rechtsfragen

Rechtsanwalt im herkömmlichen Sinn – einer, der vor Gericht seine Klienten vertritt – ist Steger nicht mehr geworden. „Ich habe eine strategische Geschäfts- und Wirtschaftsberatung und beschäftige Anwälte.“ Es handelt sich dabei um die Dr. Steger GesmbH, die seiner Frau gehört und bei der er Geschäftsführer ist. Außerdem ist er in verschiedenen Firmen engagiert, das sei aber Vertrauenssache. Und dann ist der frühere aktive Basketballer auch seit fünf Jahren Basketball-Ligapräsident. Seine Töchter sind mit dem Post-Verein (seine Frau ist dort Präsidentin) Staatsmeister geworden.

Vor 22 Jahren wurde Steger in der FPÖ gestürzt, viele seiner damaligen Weggefährten sind zum Liberalen Forum gegangen, er aber hat sich offensichtlich mit der FPÖ ausgesöhnt. Das LIF, so Steger, sei ihm zu weit links gelegen. Die liberale Basis, zu der er sich stets bekannt habe, sei Mitte-rechts angesiedelt. Erst als Jörg Haider den Anti-EU-Schwenk vollzogen habe, sei er aus der Partei ausgetreten.

Und heute? Strache habe ihm erklärt, dass der seinerzeitige Wiener FPÖ-Chef Pawkowicz seinen Austritt nie angenommen hätte, er also stets Parteimitglied geblieben sei. Tatsächlich gehört die Liebe des heute 65-Jährigen weiterhin der FPÖ. Sie solle, so Stegers Hoffnung, sich nicht so weit in ein Eck manövrieren lassen, dass sie nicht mehr regierungsfähig werde. Eine Regierungsbeteiligung müsse nach wie vor das Ziel sein. Und zur Klarstellung: „Das hat nichts mit mir zu tun, ich stehe nicht zur Verfügung.“

Norbert Steger

Politik. 1977 wurde Norbert Steger, damals 33-jährig, Chef der FPÖ Wien, 1980 Bundesobmann. 1983 bis 1986 war er Vizekanzler in der SPÖ-FPÖ-Regierung.

Ausstieg. Im September 1986 stürzt Jörg Haider Steger beim FPÖ-Bundesparteitag. Die SPÖ löst die Regierung auf, Steger bekleidet nach dem Vizekanzler kein politisches Amt mehr.

Beruf. Steger kehrt in seinen Beruf als Rechtsanwalt – nun eher Rechtskonsulent – zurück. [Bruckberger]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.07.2009)

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