Cartellverband: Ein neues Papier, auch für „Django“

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Themenbild: CartellverbandClemens Fabry (Die Presse)
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Der Österreichische Cartellverband hat ein neues Grundsatzpapier erarbeitet. Von FPÖ-Kandidat Hofer sei es „nicht das Klügste, Gott in eine Wahl reinzubringen“.

Wien. Eine gewisse Nähe zur ÖVP kann man dem Österreichischen Cartellverband nicht absprechen. Das tun die Mitglieder der katholischen, nichtschlagenden Verbindungen selbst nicht: Schließlich ist der Chef der Volkspartei, Reinhold Mitterlehner, ein Cartellbruder. Sein Couleurname Django wurde schon so oft zitiert, dass es für eine kurze Zeit Mitterlehner selbst sogar schon unangenehm war.

Und so kam es (eigentlich zufällig) dazu, dass sowohl ÖVP als auch ÖCV gleichzeitig an einem neuen Programm arbeiteten. Die Partei finalisierte ihr neues Papier nach dem Motto „jünger, moderner, weiblicher“ bereits im vergangenen Mai. Nun stellt auch der Cartellverband sein neues Grundsatzprogramm vor.

Dem Motto der ÖVP folgt der ÖCV naturgemäß nicht: Jung sind die Studenten ohnehin, Frauen sind allerdings nicht zugelassen. Die Verbindungen setzten dafür noch stärker auf ihre Wurzeln. In diesem Fall sind es die vier Prinzipien des ÖCV, auf die sich die Cartellbrüder berufen: Nämlich Religio (Religion), Patria (Heimat), Scientia (Wissenschaft) und Amicitia (Lebensfreundschaft). „Das sind unsere Säulen“, sagt ÖCV-Präsident Gstanzl (eigentlich Peter Neuböck) der „Presse“. Vor allem die Religion stehe im Zentrum, sagt er.

Abtreibung wird abgelehnt

Laut dem neuen Papier bekennen sich Cartellbrüder zu dem „Einsatz für verfolgte Christen in allen Teilen der Welt“, aber auch zur Religionsfreiheit. Aktive Sterbehilfe und Abtreibung werden hingegen „strikt abgelehnt“. Denn: „Das entspricht der Überzeugung, dass dem Menschen bis zu seinem Tod Personenwürde zukommt.“

Im Kapitel „Patria“ ist festgehalten, dass parteipolitisches Engagement möglich ist – wenn die Bewegung „den katholischen Grundsätzen“ entspricht. „Es gibt Cartellbrüder, die bei der ÖVP sind, aber auch bei den Neos, FPÖ oder SPÖ“, sagt ÖCV-Sprecher Florian Gross.

Neu ist im Programm, dass nun auch Patchwork-Familien erwähnt werden: „Sie sind zu respektieren. Für das Wohl des Kindes ist die beste Lösung anzustreben.“ Das Idealbild sei aber die „klassische Familie“, also: Vater, Mutter, Kind. „Verbindungen gleichgeschlechtlicher Partner sind von wesentlich anderer Art und können nicht mit der Ehe gleichgestellt werden.“

Neue Verbindung gegründet

Gespalten ist der ÖCV allerdings, wenn es um das Thema Bundespräsidentschaftswahl geht: Es gebe Unterstützer für beide Kandidaten. Norbert Hofer von der FPÖ richtet Gross aber auf Nachfrage aus: „Es ist nicht das Klügste, den lieben Gott in eine demokratische Wahl reinzubringen.“ Den Satz „So wahr mir Gott helfe“ auf seinen Plakaten sehe man kritisch. Übrigens: Zu dem neuen Programm bekennen sich viele junge Studenten: Am kommenden Samstag wird in Krems sogar eine neue Verbindung gegründet.

AUF EINEN BLICK

Der Österreichische Cartellverband beheimatet bald 50 katholische, nichtschlagende Studentenverbindungen – mit mehr als 12.500 Mitgliedern. In den vergangenen Jahren hat der ÖCV ein neues Grundsatzprogramm erarbeitet: Es fußt auf den vier Prinzipien Religio (Religion), Patria (Heimat), Scientia (Wissenschaft) und Amicitia (Lebensfreundschaft).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.10.2016)

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