WKR-Ball: "Tanzen sie auf sechs Millionen toten Juden?"

Burschenschafter-Ball: Muzicant fordert Absage
Burschenschafter-Ball: Muzicant fordert Absage(c) APA (Robert Newald)
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Israelitische Kultusgemeinde und SOS Mitmensch kritisieren, dass der Burschenschafter-Ball am Holocaust-Gedenktag stattfindet. Sie fordern die Absage der Veranstaltung.

Ariel Muzicant, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde, und SOS Mitmensch fordern eine Absage des umstrittenen Balls des Wiener Korporationsrings (WKR). Der Ball findet am 27. Jänner statt - dem  Holocaust-Gedenktag (am 27 Jänner 1945 wurden die Überlebenden des KZ Auschwitz befreit). Muzicant nannte das am Dienstag eine "Provokation".

Der Wiener Korporationsring ist ein Zusammenschluss von Studentenverbindungen, die laut Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands dem deutschnationalen bis rechtsextremen Milieu entstammen.

Symbole und Gedenktage seien ein wesentlicher Teil der Antisemiten, Nazis und Rechtsextremen, sagte Muzicant. Die Szene wüsste genau, dass der 27. Jänner nicht irgendein Tag sei: "Den WKR-Ball, also die Zusammenkunft einer ganzen Schar von Holocaust-Leugnern, von Rechtsextremen, von Nazis, von Neonazis, an diesen Tag zu setzen, ist eine Verhöhnung der Opfer der Schoah". Wenn sich einige Herrschaften an diesem Tag in die Hofburg begeben, frage er sich: "Feiern die sozusagen die zwei Millionen Toten von Auschwitz, oder was? Tanzen sie sozusagen auf sechs Millionen toten Juden, oder was denken sich die dabei?"

"Herrschaften aus der Hofburg schmeißen"

Es sei ein "Skandal", dass das offizielle Österreich jede Menge Gedenkveranstaltungen begehe, aber nichts tue. Er verstehe nicht, dass das offizielle Österreich vom Bundespräsidenten abwärts nicht einfach einen Weg finde, "diese Herrschaften aus der Hofburg hinauszuschmeißen", kritisierte Muzicant.

Der Ball findet kommendes Jahr zum letzten Mal in der Hofburg statt. Die Wiener Hofburg Kongresszentrum BetriebsgmbH beschloss Anfang Dezember, die Hofburg den Burschenschaftern nicht mehr zur Verfügung zu stellen.

Nadja Lorenz von SOS Mitmensch forderte am Dienstag von den Pächtern der Hofburg, den Ball auch 2012 nicht zuzulassen und aus dem Vertrag auszusteigen. Das einzige Risiko sei eine Pönale, also Geld. Eine Pönale stehe in keiner Relation zum Imageverlust der Republik, meinte dazu Muzicant. Findet der Ball wie geplant statt, will SOS Mitmensch mit "Aktionen" dagegen protestieren.

Die Wiener Hofburg Kongresszentrum BetriebsgmbH erklärte am Dienstag, eine Kündigung des Vertrags für 2012 stehe "nicht zur Diskussion". Signale, dass der Veranstalter den Ball selbst absagen könnte, gebe es ebenfalls nicht.

(APA/Red.)

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