Wie die Aussicht auf hohen Gewinn die Vernunft aussetzen lässt: eine Tour d'Horizon vom Tulpenwahn des 17. Jahrhunderts über die Südsee- und die Mississippi-Blase bis zum Crash 2008 – und was wir daraus für den Bitcoin-Hype lernen können.
Wie so viele Leute bedaure auch ich, dass ich mich nicht vor einigen Jahren mit ein paar Bitcoins eingedeckt habe, als sie noch für ein Butterbrot zu haben waren. Ich werde diesesVersäumnis aber bestimmt nicht nachholen. Hypes dieser Art pflegt nämlich der Absturz zu folgen, und den wenigen, denen es gelingt,im richtigen Moment auszusteigen und ihren Gewinn mitzunehmen, stehen die vielen gegenüber, denen dies nicht gelingt. Charlie Chaplin und Herbert Hoover waren unter den Glücklichen. Rembrandt, Isaac Newton und Jonathan Swift fielen auf die Nase. Der Bitcoin kann ohne Weiteres noch eine Weile in den Himmel schießen. Er kann ebenso gutschon morgen abstürzen.
In solchen Fällen verdient eine mehr oder weniger große Zahl von Leuten ein Vermögen. Viele verpassen den Moment zum Aussteigen und sind all das schöne Geld wieder los. Prominente Beispiele stehen für die große Zahl der anonym Gebliebenen. Der neue US-Präsident Herbert Hoover, der dem Boom misstraute, ohne es laut zu sagen, verkaufte, ebenso wie Charlie Chaplin, 1929 wenige Monate vor dem Crash seine Aktien. Rembrandt blieb im Februar 1637 ebenso wie sein Malerkollege Jan van Goyen auf seinen Tulpenzwiebeln sitzen und verlor sein gesamtes Vermögen. 83 Jahre nach der holländischen Tulpenzwiebelblase zählten in England Isaac Newton und Jonathan Swiftzu den Opfern der sogenannten Südseeblase. König Georg I. soll rechtzeitig abgesprungen sein.