Axolotl: Ein Lebenskünstler vor dem Aus

Allzu viel Behutsamkeit braucht es nicht: Die wundersamen Lurche können jeden Körperteil regenerieren.
Allzu viel Behutsamkeit braucht es nicht: Die wundersamen Lurche können jeden Körperteil regenerieren.Marina Leunig / dpa / picturedesk.com
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Die schier unverwundbaren Axolotl, die rund um die Erde in Labors gehalten werden, sind in der Natur bedroht. Und damit auch in den Labors.

Wenn einem Axolotl ein Bein abhandenkommt oder sonst ein Körperteil, dann lässt er es nachwachsen, und nicht die kleinste Narbe bleibt. Das elektrisiert heute Forscher, aber natürlich fiel es auch jenen auf, die den wundersamen Lurch groß gemacht haben – an Zahl –, indem sie ihm ein ideales Habitat schufen, unabsichtlich: die Azteken. Als sie ihre Hauptstadt aus dem Feuchtgebiet Xochimilco stampften, regulierten sie das Wasser mit einem ausgeklügelten Kanalsystem.

Dort mehrten sich jene, die sie nach einem ihrer Götter nannten: Xolotl. Er sollte geopfert werden, damit Sonne und Mond sich am Himmel bewegten. Deshalb flüchtete er sich in immer neue Tiergestalten, zuletzt in die des Lurchs (gefangen und geopfert wurde er doch). Aber die Menschen verehrten den Axolotl nicht nur, sie verzehrten ihn auch, jahrhundertelang nährte er, auch als es mit den Azteken längst vorbei war und die Stadt Mexico City hieß. Sie wuchs und wuchs – im Kern auf derzeit etwa 8,8 Mio. Einwohner –, sie brauchte Bauland und schnitt das verbliebene Xochimilco von natürlichen Zuflüssen ab, stattdessen kam Abwasser: Als der Biologe Luis Zambrano 1998 die Axolotl erstmals zählte, fand er 6000 pro Quadratkilometer, anno 2000 waren es 1000, 2008 100, heute sind es 35. „Für den Artenschutz ist der Axolotl ein Paradox“, erklärt Richard Griffith (Kent). „Er ist vermutlich das am weitesten verbreitete Amphibium der Erde und in der Wildnis doch fast ausgestorben“ (Nature 551, S. 286).

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