Wachstum und Verkehr: Mit Vollgas in die Sackgasse

Bauvorhaben wie die Errichtung einer Waldviertel-Autobahn bedeuten einen Rückfall in die Regionalpolitik der 1960er-Jahre.
Bauvorhaben wie die Errichtung einer Waldviertel-Autobahn bedeuten einen Rückfall in die Regionalpolitik der 1960er-Jahre.(C) Benedikt Kommenda
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Nichts hat unsere Umwelt so in Mitleidenschaft gezogen wie das Wachstum des Siedlungsraums und damit des Verkehrs. Dennoch scheint die Planungspolitik unbeeindruckt von ihren eigenen Folgen. Wachstum um jeden Preis? Eine Sachverhaltsdarstellung.

An grenzenloses Wachstum auf einem Planeten mit begrenzten Ressourcen glauben nur Verrückte und Ökonomen“, ist der französische Wirtschaftswissenschaftler und Philosoph Serge Latouche überzeugt. Nun ist beispielsweise EU-Kommissar Günther Oettinger weder Ökonom noch nach gängiger Einschätzung schwachsinnig. Trotzdem meinte er 2011, damals noch für Europas Energiepolitik, später dann für die europäische Wirtschaftspolitik zuständig: „Was wir tun müssen, ist, dass wir den Bürgern weiterhin deutlich machen, dass Wohlstand, ökologische Nachhaltigkeit und sozialer Ausgleich ohne Wettbewerbsfähigkeit und Wachstum überhaupt nicht zu erhalten sind.“

Spätestens seit 1948, als unter Federführung der USA die Organisation für europäische wirtschaftliche Zusammenarbeit, kurz OECC, als Vorläuferin der heutigen OECD, der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, gegründet wurde, lauten die gemeinsamen Ziele der reichen Staaten: Wirtschaftswachstum, Finanzstabilität und Ausweitung des Welthandels. Allerdings habe die Ökonomie nicht immer schon auf Wachstum beruht, betont Sigrid Stagl, Professorin für Ecological Economics an der Wirtschaftsuniversität Wien. Sie sieht die jahrzehntelange Verfestigung unserer Wachstumsgläubigkeit als einen „nicht zuletzt von der OECD gesteuerten Prozess“. Konstruiert sei auch der Zusammenhang zwischen Wohlstand und kontinuierlicher Zunahme des Bruttoinlandsprodukts: „Die Vereinigten Staaten weisen heute dieselbe Vermögensungleichheit auf wie vor 100 Jahren, nachdem die Kluft in den1950er- und 1960er-Jahren schon einmal kleiner war“, weiß Stagl. Und was vielleicht noch mehr überrascht: „In Österreich ist die Vermögensungleichheit trotz nach wie vor steigender BIP-Zahlen ähnlich groß wie in den USA.“

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