Auf Sand gebaut

Aus dem Meer gestampft: Mit den Palmeninseln, für die Sand selbst aus Australien gebracht wurde, verdoppelte Dubai seine Küstenlinie.
Aus dem Meer gestampft: Mit den Palmeninseln, für die Sand selbst aus Australien gebracht wurde, verdoppelte Dubai seine Küstenlinie.REUTERS
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Eines der größten Umweltprobleme wird völlig vernachlässigt, das des Grundmaterials der Zivilisation. Ein überfälliges Buch schafft Abhilfe.

„Buy land, they're not making it anymore!“ Das empfahl Mark Twain, aber ausnahmsweise war sein Blick getrübt: Ab dem 14. Jahrhundert machten die Niederländer Land, indem sie das Meer mit Deichen aussperrten. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts, als Twain seinen Rat erteilte, hatte man Land aus dem Meer wachsen lassen, mit Aufschüttungen, etwa in der San Francisco Bay; auf ihm erhob sich der Finanzdistrikt der Stadt. Dort wird man später mit weiten Augen verfolgt haben, wie das vermutlich größte Kunstland aus dem Meeresboden gestampft wurde, das der Palmeninseln, mit dem der Golfstaat Dubai seine Küstenlinie verdoppelte und Investoren ihr Geld vervielfachten. In diesem – selbst aus dem All gut sichtbaren – Neuland wurden Villen für Millionen Dollar verkauft, als der Baugrund noch gar nicht da war.

Er bestand aus Sand, man holte ihn vom Meeresboden. Dieser war bald abgeräumt, man musste sich anderswo umsehen, schaffte Sand mit Schiffen aus Australien herbei. Was man auf ihm hochzog, brauchte wieder Sand, für den Beton, das Glas, den Asphalt der Verbindungswege. So schießt dort verdichtet in den Blick, was uns an unserem eigenen Leben gar nicht auffällt: „Unsere Zivilisation ist auf Sand gebaut“, formuliert der Journalist Vince Beiser in einem überfälligen Buch über ein so drückendes wie vernachlässigtes Umweltproblem, „und das ist nicht nur eine Metapher“. Im Gegenteil, Sand ist, nach Luft und Wasser, der meistgenutzte Rohstoff, die schiere Menge überwältigt: 2012 wurde allein für Beton so viel Sand verbraucht – um die 29,6 Milliarden Tonnen –, dass man ihn zu einem 27 Meter hohen und 27 Meter breiten Wall rund um den Äquator hätte aufschichten können, so bilanzierte die Uno-Umweltorganisation Unep 2014.

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