Es ergibt sich im Leben gar nicht so selten, dass ein bestimmtes Parfum nur mehr einer bestimmten Person zugeordnet wird.
Es ergibt sich im Leben gar nicht so selten, dass ein bestimmtes Parfum nur mehr einer bestimmten Person zugeordnet und in der Folge als „besetzt“ empfunden wird. Das mag zu etwas heiklen „So kannst du nicht riechen, das ist mein Exfreund“-Situationen führen, aber auch gute Seiten haben.
In letzterem Sinn ist der von Jil Sander 1981 lancierte und jetzt als Teil einer „The Essentials“-Kollektion neu aufgelegte Duft „Bath & Beauty“ gewissermaßen ein Platzhalter für alle wohlriechenden, reiferen Damen. Wer sich ad hoc mit (groß)mütterlicher Tröstlichkeit umgeben möchte, greife zu diesem floralen Chypre-Akkord, der ziemlich pudrig ist, und eigentlich sogar (im angenehmsten Sinne) seifig. Vage erinnert dieses Parfum an den Duft des Borotalco-Körperpuders, der jedem nicht anosmischen Italienurlauber unweigerlich bekannt ist (italienische Frühstückspensionen durchweht eine Kombination aus strengem Chlor und eben Borotalco, das steht fest).
Vergleichbar hinsichtlich Damenhaftigkeit und (auch wenn das wohl keine Eigenschaft ist, die von Marketingmenschen einem Duft zugedacht wird) gerüchlicher Sauberkeit ist einer der großen Klassiker, „White Linen“ von Estée Lauder. Das „weiße Leinen“ im Namen weist auf die eine oder andere Wäscheleine hin, die vor dem inneren Auge gespannt wird. Eine ordentliche Dosis Aldehyde, die sich sofort bemerkbar macht (praktisch übrigens, um Aldehyd-Erschnuppern zu üben), sorgt aber für spritzige Unterhaltung beim Wäscheaufhängen: Auch gepflegte ältere Damen wollen schließlich hin und wieder ihren Spaß haben.
Schaufenster.DiePresse.com/Riechstoff