Feierlaune.
In der Parfümerie sind "weiße Weihnachten" ja eher die Ausnahme; wenigstens, wenn damit die explosive Kettenreaktion weißer Blüten wie Jasmin und Tuberose gemeint ist (alle, die unverdrossen Weißblütenklassiker wie "Ana s Ana s" von Cacharel oder "Giorgio" von Giorgio Beverly Hills schenken, mögen sich davon nicht abbringen lassen!). Derlei ist bei der Gelegenheit ja weniger gefragt als olfaktorische Wärmespender, wobei zum Glück bei der Zusammenstellung von Düften für menschliche Trägermedien etwas seltener mit Zimt und Gewürznelken gearbeitet wird als bei gängigen Wintertees. Großer Beliebtheit erfreuen sich indes Hölzer, Harze, Animalisches wie Moschus oder Zibetkatzensekret, Vanille natürlich. Und anscheinend Patschuli, der beliebte Hippie-Klassiker indischen Ursprungs. Zumindest, wenn es nach Michel Almairac geht, der die sehr patschulilastige Weihnachtsedition von Shiseidos Duft-Evergreen "Zen" kreiert hat ein absolut gelungener, riechenswerter und feiertagskompatibler Abschluss des heurigen Duftjahres. Wer zu Silvester einen Maskenball in der Oper von Neapel besucht, ist bei "Nero Assoluto" von Roberto Cavalli als duftendem Begleiter wiederum gut aufgehoben. Orchideen geben hier den Takt vor, also wird floral und üppig, ein bisschen süßelnd dahinmarschiert. "Nero Assoluto" ist ein gelungenes Parfum, selbst wenn man es sich vielleicht nicht gerade in einem Lift wünscht, in dem sich sieben von acht beförderten Personen mit eben diesem eindüfteln. Aber wer steht zu Mitternacht am 31. Dezember schon in einem Fahrstuhl?
Tipp
Festlich präsentieren sich "Zen Gold Limited Edition" von Shiseido (50 ml um 69 Euro) und "Roberto Cavalli Nero Assoluto" (50 ml um 69 Euro).
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