Parfümeure und ihre Inspirationen – eine schier unendliche Geschichte.
Manchmal sollen sie den Geruch einer völlig extraktionsresistenten Vorlage (Leder etwa oder Maiglöckchen) nachbasteln, einen abstrakten Akkord überarbeiten (Amber, Fougère oder Chypre), oder sie bereisen im Geiste ferne Länder. Oft sollen sie sich freilich in erster Linie auf die sogenannte DNA einer Modemarke beziehen. Schlenderte etwa der erste Bottega-Veneta-Duft noch durch Ateliers und Werkstätten im Veneto, fungiert bei dem nun folgenden Parfum „Knot“ die wohl bekannteste Handtasche der Marke als Namensgeberin. Glücklicherweise konnte Daniela Andrier von Givaudan mit dieser Vorgabe etwas anfangen und dachte wohl an das damenhafte Auftreten, das zu dem kleinen Täschchen passt. „Knot“ ist ein vollmundiges Parfum, süßlich mit weißen Blüten eröffnend, auch Mandarine ist gleich zu ahnen – die für einen Damenduft überraschendere Lavendelnote entfaltet sich später. Ein jahreszeitlich passender Herrenduft ist „Man in Black“ von Bulgari. Auf die 130 Jahre des römischen Edeljuweliers wurde bereits ausgiebig angestoßen, zum Schluss folgt jetzt noch ein Schuss Rum – dieser dominiert nämlich die Kopfnote. „Man in Black“ gehört damit zu den letzthin immer beliebteren vollmundigen Männerparfums, in denen auch Tonkabohnen oder Vanille eine Rolle spielen dürfen: Atypisches Gendering im Umfeld der Haute Parfumerie, sozusagen.
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