Die Ursachen des Begehrtseins liegen bei bestimmten Parfums anderswo.
Selten, ganz selten könnte man sich als Parfum-Mundschenk versucht sehen, dem Akt der Verkostung nicht die gebührende Aufmerksamkeit zu schenken. Weil man ahnt, dass es fast egal sein dürfte, wie ein bestimmtes Parfum nun eigentlich riecht – die Ursachen seines Begehrtseins liegen anderswo. „Adidas Originals by Jeremy Scott“ ist so ein Fall: Der Flakon zitiert den geflügelten Sneaker, der unter Scotts Ägide zu einem Klassiker der Sportmarke geworden ist. Lanciert wurde das Unisex-Parfum während der Modewoche in New York, und auf der ganzen Welt kommen nur 10.000 Stück in den Handel (ein paar davon haben sich in die Müller-Filiale auf der Mariahilfer Straße verirrt). Alle Adidas- und Jeremy-Scott-Fans dürften sich die Anschaffung dieser olfaktorischen Trophäe unabhängig von dem geruchlichen Tatbestand überlegen. Dabei ist auch Letzterer interessant und zumindest ungewöhnlich für einen Sportmarkenduft. Der Unisex-Charakter wird hier recht aggressiv angelegt, und eine kaum spürbare florale Kopfnote verpufft über dem Fonds einer animalisch-würzigen Basis. Nicht schlecht, aber auch nicht für alle Tage geeignet – vielleicht ist der Schuhflakon ja auch so zu lesen. Ja, und apropos Flakon: Der erste Moschino-Duft, seit (schon wieder) Jeremy Scott ans kreative Ruder gelassen wurde, ist eine besondere Augenweide. Irgendwelchen Aussagen, die nach Verpackungen getroffen werden, ist selbstverständlich stets zu misstrauen. Hier trifft „World’s Cutest Perfume“ aber wohl ins Schwarze. „Toy“ kommt im Teddy-Gewand daher (unter dem abnehmbaren Kopf befindet sich der Zerstäuber) und ist ganz und gar unwiderstehlich. Das Parfum selbst ist gefällig, aber, zumindest verglichen mit dem Drumherum, dann doch kaum der Rede wert.
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