„Jelly Beauty“: Ein bisschen Wackelpudding für die Haut

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In Korea wird aus Schneckenschleim Kosmetik gemacht. Hierzulande gibt es auch ekelfreie „Jelly Beauty“. Die Produktpalette zieht besonders leicht ein.

Wer hat’s erfunden? Nein, nicht die Schweizer. Das Monopol auf hochgradig innovative (und oft auch bizarre) Hautpflege hat seit einigen Jahren der asiatische Raum. Ein Wort genügt: „K-Beauty“. Das steht für das buchstäblich kosmetikverrückte Korea mit seinen für europäische Konsumenten gewöhnungsbedürftigen Innovationen wie Schneckensekret-Masken oder Seren mit Seesternextrakt. Oder für ein sehr beliebtes Schönheitsritual, bei dem bis zu zehn Pflegestufen (und entsprechende Produkte) zum Einsatz kommen. Nun mag nicht jeder für eine derart ausgeklügelte Morgen- und Abendroutine brennen, und oft fehlt für das doch etwas aufwendige Prozedere wohl schlicht die Zeit. Ein einsteigerfreundlicher Nebeneffekt des Booms sind aber jene Elixiere mit Gelee-Textur, die als „Jelly Beauty“ firmieren und für diese Art von Schichtarbeit die ideale Struktur aufweisen. Die taufrischen Formulierungen mit der Konsistenz von Götterspeise werden mittlerweile nicht nur in der Hautpflege eingesetzt, sondern auch in der dekorativen Kosmetik und bei Haarpflegeprodukten.

Superkräfte

Man sollte sich von den federleichten Gelen nicht täuschen lassen: Diese an Wackelpudding erinnernden Produkte verfügen über ähnliche Superkräfte wie die etablierten Beautypräparate, die sich ihren Platz im gut sortierten Kosmetikregal redlich verdient haben. „Bedingt durch die feinmolekulare Struktur ist der Wirkstoffgehalt zwar nicht ganz so groß wie bei lipidreicheren Pflegeprodukten wie etwa Cremes. Dafür gelangen die Sub­stanzen schneller in die tieferen Hautschichten, bieten somit eine sofortige Tiefenwirkung und verstärken die Leistung der nachfolgenden Pflegeprodukte“, erklärt Michael Georg Rial Farina, Training-Manager bei Kanebo Cosmetics. Auch dieses japanische Beautylabel hat sich die leichte Textur für sein „Lift Serum“ zunutze gemacht, um neue Spannkraft in die Haut zu bringen. Dabei wird etwa auf Reiskleie-Extrakte gesetzt, die die Produktion von wasserbindendem und somit aufpolsterndem Hyaluron in den Fibroblasten fördern sollen. Zudem soll die Herstellung von Dekorin, einem Protein, das die Kollagenfasern – sprich das Gesicht – zusammenhält, ordentlich angekurbelt werden. Und das nicht nur bei jüngerem Publikum: „Gerade reifere Haut freut sich über ein extra Plus an Wirkstoffen, und das ist unabhängig von der Jahreszeit“, so Rial Farina.

Auch Shiseido hat die Zielgruppe für seine jüngste Pflegelinie „Waso“ erweitert. „Männerhaut hat im Vergleich zu Frauenhaut einen höheren Feuchtigkeitsverlust über die Epidermis“, erklärt Nathalie Broussard vom Shiseido Scientific Team. „Es verwundert also nicht, dass viele Männer über Rötungen klagen, was unter anderem an einem stärkeren Blutstrom liegt.“ Deshalb empfiehlt Broussard die „Fresh Jelly Lotion“ nicht nur den ursprünglich angepeilten Frauen 20 plus, sondern eben auch Männern, die das durchfeuchtende Gel statt eines alkoholhaltigen Aftershaves auftragen sollen. Eine Wirkung, die beide Geschlechter erfreuen dürfte: Dank des Hauptinhaltsstoffs, des Kikurage-Pilzes, soll die Haut schön prall aufgepolstert werden.

Die „Hydra Life Masque Eclat Gelée Fraîche“ von Dior legt schon im Namensuntertitel fest, wohin die Reise gehen soll: Glow better! Die Maske mit der Wackeltextur holt sich dafür die Unterstützung von fünf Pflanzenextrakten, die von Natur aus reich an Fruchtsäuren sind – Heidelbeere, Rohrzucker, Orange, Zitrone, Zuckerahorn –, und für ein Mikropeeling sorgen sollen. Für eine körnige Textur sorgen peelende Marillenkerne. Mit einer dreiminütigen Einwirkzeit haben wir es nicht nur mit einer der wackligsten, sondern auch der flottesten Peelingmasken auf dem Markt zu tun.

Perfekte Welle

Viele Masken, Cleanser, Seren, ja selbst Foundations pfeifen in dieser Saison auf komplexe Inhaltsstoffe und wollen sich einfach nur anfühlen wie der natürlichste Hydrator von allen: Wasser. Chanel zum Beispiel möchte, dass seine neue „Hydra Beauty Micro Liquid Essence“ einfach erfrischt wie ein kühler Guss, und baut dabei auf eine minimalistische Komposition ohne Alkohol und Tenside. Etwa 3000 Mikrotröpfchen pro Flasche sind mit frischen Kamelien-Zellwirkstoffen versetzt, die wiederum von anderen Mikrotröpfchen ummantelt sind und erst zum Zeitpunkt der Anwendung wirksam werden. Auf diese Weise soll der Wirkstoff das Feuchtigkeitslevel der Haut bewahren und die Produktion von Lipiden aktivieren, um die Hautbarriere zu stärken. Glyzerin und Hyaluronsäure geben Schützenhilfe.

Auf einer ähnlichen Welle surft Cliniques „Dramatically Different Hydrating Jelly Anti-Pollution“, ein Wassergel, das 24 Stunden Feuchtigkeit spenden und der Haut eine vor schädlichen Umwelteinflüssen schützende Feuchtigkeitsbarriere aus Sonnenblumenschrot, Gerstenextrakt und Gurken-Fruchtextrakt verpassen soll.

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