Barbara Gollackner: Tradition mit Sollbruchstellen

Stempel. Die Designerin ­Barbara Gollackner hat in ­Salzburg schon so einige gestalterische Spuren hinterlassen.
Stempel. Die Designerin ­Barbara Gollackner hat in ­Salzburg schon so einige gestalterische Spuren hinterlassen. (c) Kathrin Gollackner
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Barbara Gollackner arbeitet seit Jahren daran, dass Design in Salzburg ein wenig sichtbarer wird. Auf dem Jausenbrett genauso wie im Hotelzimmer in der Altstadt.

Auch als Designerin hat man so seine Phasen. Gut, wenn man spürt, dass es Zeit für die nächste wird. Barbara Gollackner hat das gerade recht stark gefühlt: Die nächste Etappe im Berufsleben darf einmarschieren. Und dabei auch ein bisschen mehr „Ich“ und weniger „und“ mit sich bringen. Zehn Jahre lang bildete sie mit Michael Walder das Design- und Architekturbüro „Undpartner“. Jetzt ist Schluss. Und Punkt. Aber damit rund um Ende und neuen Anfang nicht allzu viel Sentimentalität aufkommt, wurde das mit einer fröhlichen Party gefeiert, erzählt Gollackner. Stärker aufs Produktdesign will sie sich gern konzen­trieren. Und auch Schmuck zu entwerfen reizt sie dabei besonders. „Es gibt auch Dinge, die kann man besser allein machen“. Auch wenn sich mal Berufswege trennen – jenen von Barbara Gollackner wird man wohl auch in Zukunft queren, wenn das Thema Design in Salzburg zur Sprache kommt. Vor allem, wenn von kleineren Betrieben, Manufakturen, inhabergeführten Shops oder familiengeführten Hotels die Rede ist, die sich über das Design neue Felder, Klientel und Aufmerksamkeit erschließen. Von den „größeren“ Designbüros, wenn nicht von den größten des Landes überhaupt, hat Salzburg ohnehin schon reichlich – zumindest im Bundesland Salzburg: Kiska, Storz, Porsche-Design zählen dazu. Allesamt Designinstitutionen, wenn es darum geht, dass Industrial-Design auch als Marketingtool fungieren soll. Und Konsumgüter dabei mysteriöse menschliche Gefühle triggern sollen, wie etwa „haben wollen“.

Die Vasen entstammen auch dieser Produktionstechnologie. Aber auch Schmuckentwürfe liegen Gollackner am Herzen.
Die Vasen entstammen auch dieser Produktionstechnologie. Aber auch Schmuckentwürfe liegen Gollackner am Herzen.(c) Kathrin Gollackner

Die etwas „kleinere“ Designszene der Stadt Salzburg selbst tritt erst zaghaft in Erscheinung. Und auch das nur, weil neue Veranstaltungsformate und Initiativen sie behutsam ins Bewusstsein der Stadt schubsen (siehe Kasten nächste Seite). Gemeinsam mit einer zum Teil neuen Inhabergeneration im Tourismus, in der Gastronomie, im Handwerk und im Handel, die so etwas wie Designweichen stellt, weil sie plötzlich so ähnlich empfand wie Gollackner selbst: dass es Zeit wurde. Für die nächste Phase. In der man Traditionen gern pflegt, aber umso lieber auf zeitgemäße Art. Auch im Salzburger Altstadthotel Weiße Taube, einem geschichtsträchtigen Haus, ist mit der neuen Betreiberin Christine Gmachl und Designerin Barbara Gollackner eine völlig neue Ästhetik eingeflogen. Und es war gar nicht so leicht, wie Gollackner erzählt, die alte Bausubstanz für neue Anforderungen zu biegen: Jeder Grundriss war anders, die Wände auch nicht alle dem rechten Winkel verpflichtet. „Ich habe für die Einrichtung ein eigenes Möbelsystem entwickelt. Jedes Stockwerk wird eine eigene ästhetische Welt.“ Zwei Etagen sind fertig, zwei warten noch darauf, sich zu wandeln.

Signalfarbe. Das neue asiatische  Lokal Maneki Neko in konsequentem Rot.
Signalfarbe. Das neue asiatische Lokal Maneki Neko in konsequentem Rot.(c) Beigestellt

Design aus dem Drucker. In so manchen Innenräumen von Salzburg Stadt und Salzburg Land hat Barbara Gollackner mit ihrem früheren Büro Undpartner Ideen und innovative Zugänge hinterlassen. Auch in Interieurs, die man später auf die Reise schickt, auf dem Wasser etwa – für eine Segeljacht, die die Werft Sunbeam in Mattsee gebaut hat, hat Gollackner das Interieur entwickelt. Dabei konnte sie von Erfahrungen profitieren, denen sie irgendwie ausgeliefert war: Ihre Familie führt schon seit über 100 Jahren eine Tischlerei, Bruder Paul steuert gerade die Geschäfte. Doch auch abseits der Räume, in denen sich Menschen, Kunden, Gäste, Segler tummeln, bewegte sich Gollackner gern: in jenen Gestaltungsnischen etwa, in denen man sich zunächst selbst für etwas begeisterte, bevor es die anderen taten. „Da haben wir immer gern etwas ausprobiert, auch in Miniserien produziert.“ Die 3-D-Drucktechnologie hat hierfür ganz neue kreative Kräfte freigesetzt, meint sie. Und Produkte ermöglicht, die sonst vielleicht schon am Prototyping gescheitert wären. Vor allem Design und Kulinarik spannt Gollackner dafür gern zusammen: So entstand ein Überall-dabei-Besteck, das so flach ist, dass es eigentlich nur „Flats“ heißen konnte. Genauso wie Vasen, die man an die Wand schraubt: „Wallgarden“. Sowie „Recap“, ein Aufsatz, der aus PET-Flaschen flugs eine Gießkanne macht. All diese Entwürfe kann man sich auf einer Web-Plattform herunterladen, um sie zu Hause auf dem eigenen 3-D-Drucker zu produzieren (www.3dprinting-files.com).

Kleinteilig. Ein Jausenbrett aus Nussholz mit kleinen Gabeln aus dem 3-D-Drucker.
Kleinteilig. Ein Jausenbrett aus Nussholz mit kleinen Gabeln aus dem 3-D-Drucker.(c) Kathrin Gollackner

Farbintensiv. Allmählich werden auch zwischen der gut gepflegten Salzburg-Nostalgie in den Altstadtgassen neue Gestaltungsansätze sichtbar. Manchmal scheinen sie sogar abends durch die alten Rundbogenfenster auffällig auf das Straßenpflaster: Im Maneki Neko, dem dritten asiatischen Lokal des Gastronomen Yaoyao Hu, strahlt alles in Rot – von der Wand bis zum Geschirr. Das war die Antwort von Undpartner auf das Briefing, das man als Designerin vielleicht am liebsten hört: „Mal was Wilderes, über das man spricht.“ „Dann haben wir überlegt, wie ‚wild‘ wollen wir werden?“, erzählt Gollackner. Rot war für Salzburg jedenfalls radikal genug: Man spricht darüber, man isst darin. Und auch anderswo sollen Gestaltung und die Kultur, die ihr zugrunde liegt, in Salzburg Dauerthema werden: Die Stadt bekommt endlich ihr Architekturhaus – Ende September nimmt der lang gehegte Wunsch der Initiative Architektur, in dessen Vorstand Gollackner sitzt, Gestalt an. Auf dem Areal der ehemaligen Riedenburg-Kaserne.

(c) wildbild

Salzburg und Design

Die Stadt und die Gestaltung: Das braucht noch behutsame Annäherungsversuche. Event- und Festivalformate wie etwa „Hand.Kopf.Werk“, das Ende April in die Salzburger Designtage mündete, bahnen da etwas an. Gesprächsstoff über „Salzburg als Designstadt“ gab es in zahlreichen Talks genug. Aber auch traditionelle Handwerksbetriebe lieferten Material und Themen: wie die Schirmmanufaktur Kirchtag etwa. Sie kooperierte für die Designtage mit einem zugereisten Designer: Thomas Feichtner. Dabei entstand der Schirmständer „Crest“. Auch ein Versuch, das schwer klischeebeladene, aber handwerksreiche Salzburg aus tradierten Vorstellungen herauszumanövrieren. Im nächsten Jahr sollen die Designtage ­wieder stattfinden, hört man.

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