Zwerge und Feen

Kleinstrauchrosen sind genügsam und sorgen für Farbe im Garten.
Kleinstrauchrosen sind genügsam und sorgen für Farbe im Garten.(C) Ute Woltron
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Wer es gern bequem hat und trotzdem in einem duftig bunten Garten leben will, sollte sich mit dauerblühenden Kleinstrauchrosen umgeben.

Auch wenn es angesichts der Höhenlage unwahrscheinlich scheint, so wuchsen dennoch in vergangenen Jahrhunderten auf diesem Felsen von einem Südhang, dem ich einen Garten abzuringen versuche, Weinstöcke. Angeblich sind die großteils gründlich durchwurzelten und von stattlichen Bäumen gesäumten Steinhalden an den heutigen Grundstücksgrenzen die Reste vormaliger Weingartenmauern.

Böse Zungen behaupten hingegen, die Steinhaufen seien entstanden, weil man die felsigen Äckerchen früher händisch ausklauben musste und fleißige Leute die Steine einfach der Reihe nach an den Rand warfen. Wie dem auch gewesen sein mag, die Nachbarn haben ihre Steinritschen jedenfalls schon vor Jahren in mühseliger Arbeit gerodet, entwurzelt, von Erde freigebürstet und zu einer feinen Trockenmauer geschichtet.

Meine Steinhalde hingegen war unsichtbar, jedenfalls bis gestern. Eine wilde Hecke hatte gute 30 Jahre Zeit gehabt, die Dichte des südamerikanischen Regenwalds zu entwickeln, und verwehrte den Blick darauf. Diese, und das schreibe ich mit verbundenen Fingern, bestand hauptsächlich aus wehrhaften Schlehen, wüchsigem Feldahorn, stacheligem Weißdorn, jeden Freiraum füllenden Liguster und kampfbereiten Wildrosen.

Da die Hecke dahinter noch viele weitere Meter tief ist und Vögel, Igel und Insekten demnach keiner Habitate beraubt werden, erlaubte ich mir, die vordere Zone mit Zange und Säge niederzuringen. Was für ein schöner Anblick! Tatsächlich ist da ein Mäuerchen. Die Steine liegen recht frei, die Erdarbeiten werden demzufolge weniger mühsam ausfallen als befürchtet, und sobald ich die Mauer aufgeschichtet habe, wird dort eine wunderbare Erweiterung des Gartens möglich sein.

Die Wahl der zu setzenden Pflanzen fiel auf Rosen, denn sie lieben zum einen die Wärme einer Steinmauer im Rücken und blühen zum anderen ununterbrochen, wenn die richtigen Sorten gewählt werden. Womit wir beim springenden Punkt wären: Für Edelrosen oder empfindlichere Strauchrosen ist der Boden dort zu trocken, der Wurzeldruck der benachbarten Bäume zu arg. Sie würden Krankheiten entwickeln, kaum blühen, dahinvegetieren.

Eine Rosengruppe bietet hier Abhilfe, und zwar die anspruchslosen, dauerblühenden Kleinstrauchrosen. Sie sind kaum krankheitsanfällig, extrem genügsam und tupfen viel Farbe in den Garten. Wer es gern bequem mag, muss diese und keine anderen Rosen pflanzen. Sie dienen als Bodendecker, sorgen in Blumenbeeten für Höhenstaffelung und Struktur, beleben langweilige Ecken und eignen sich auch prächtig als Kübelpflanze.

Kleinstrauchrosen gibt es in verschiedenen Höhen und Wuchsformen. Manche breiten sich flach über Triebe aus, andere sind kompakte aufrecht wachsende Mini-Rosensträucher, und dann gibt es auch die überhängenden Kleinstrauchrosen. Alle jeweils Dauerblüherinnen in vielen Farben, gefüllt, ungefüllt, duftend oder duftlos.

Eine der Uromas der Zwerge ist die nur im Schatten unzufriedene, sonst unverwüstliche Rose The Fairy, 1932 in England gezüchtet. Doch seither entstanden zahllose, auch stark duftende Sorten. Am besten viele von ihnen wild durcheinander pflanzen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.08.2018)

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