Das Stilwerk, einer der besinnlichsten Orte der Wiener Innenstadt, schließt.
Es war so etwas wie ein Einkaufszentrum. Aber auch wieder nicht. Schließlich war es viel schöner als ein durchschnittliches Einkaufszentrum. Und eingekauft wurde anscheinend auch viel weniger. Es war einfach zu großzügig mit dem, was im Grunde eine urbane Qualität sein sollte: die Leere. Sonst wäre es wahrscheinlich nicht leise, leise in Schönheit gestorben. Es war so etwas wie ein gemanagter Design-Cluster. Jener ohne Management, in den Straßen jenseits des Donaukanals, ist dagegen wie von selbst gewachsen. Das Stilwerk war aber auch so etwas wie ein ästhetisch hübsch möblierter Meditationspfad.
Denn nach der Jesuitenkirche am Dr.-Ignaz-Seipl-Platz und der Kapuzinergruft nach Touristen-Betriebsschluss war es sicher einer der stillsten Orte der Wiener Innenstadt. Auch die architektonische Hülle, die Immobilie auf der Praterstraße 1, von Medien und Volksmund gern „Design-Tower“ genannt, wird sich nun einen neuen Spitznamen suchen. Das einzige Design, das bleibt, ist jenes der von Jean Nouvel entworfenen Möbel, in den Hotelzimmern des Sofitel in den Stockwerken darüber. In Wahrheit wirkte das Stilwerk von Anfang an wie ein Fall von künstlicher Beatmung. Selbst die Haare des französischen Architekten Patrick Blanc waren stets grüner als die „grüne Wand“, die er im Hinterhof installiert hatte.