"Fisch ahoi!": "Die Leberkässemmel des Meeres"

„Fisch ahoi!“: Die Hobbyköche Florian Holzer (Gastrokritiker), Thomas Nowak (Künstler) und Ingo Pertramer (Fotograf) machen sich im Rahmen der Dienstag-Nacht auf ORF eins daran, heimischen Fisch zu konservieren.
„Fisch ahoi!“: Die Hobbyköche Florian Holzer (Gastrokritiker), Thomas Nowak (Künstler) und Ingo Pertramer (Fotograf) machen sich im Rahmen der Dienstag-Nacht auf ORF eins daran, heimischen Fisch zu konservieren.ORF/Jenseide/Jakob Andriamaro
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In „Fisch ahoi!“ wenden sich die „Ochs im Glas“-Macher im ORF nun der Konservierung von Fisch zu. Es geht um Spaß am Kochen, ums Experimentieren – und um Nachhaltigkeit.

Sie töten, und sie kochen wieder: Nach Carson, einem 640-Kilo-Wascher von einem Angus-Galloway-Mischling, der mit einigem Aufwand erst ins Jenseits und dann ins Einweckglas befördert wurde, wenden sich Ingo Pertramer, Thomas Nowak und Florian Holzer für ihr neues kulinarisches Projekt nun den Fischen zu. Mit viel Fantasie versucht das Trio, schmackhaft und haltbar zu machen, was heimische Gewässer wie der Neusiedler See oder die Donau hergeben – was mit Ausnahme der angesetzten Fischsauce auch ganz gut gelungen sein dürfte. Letztere soll olfaktorisch allerdings zu sehr an „nassen Hund“ (© Pertramer) erinnert haben . . .

Ein kleiner, vernachlässigbarer Misserfolg in Anbetracht der Mission, die dieser eigenwilligen Do-it-yourself-Sendung zugrunde liegt, die heute, Dienstag, auf ORF eins in eine neue, sechsteilige Staffel startet. „Es geht darum, dass sich die Leute überlegen, was sie einkaufen“, sagt Pertramer, um einen sorgsamen Umgang mit Nahrungsmitteln, um Nachhaltigkeit – und das ohne pädagogisch erhobenen Zeigefinger. Vielmehr haben der Fotograf und Filmer (Pertramer), der Künstler (Nowak) und der Restaurantkritiker (Holzer) sichtlich Spaß am Kochen, Kosten und Experimentieren.

Vor laufender Kamera geschlachtet

Man spürt, dass das kein auf dem Reißbrett eines Quotenfabrikanten entworfenes Format ist, sondern eine eher ungeplant ausgeuferte Freizeitbeschäftigung: „Wir machen das auch ohne Kamera und zerlegen manchmal ein Schweinderl“, erzählt Nowak. Und so war das Rind auch längst verarbeitet, als der ORF die Serie „Ochs im Glas“ von den dreien kaufte und 2015 ausstrahlte. „Das war ideal für uns“, sagt Holzer, „weil alles fertig war und es kaum mehr Möglichkeiten gab einzugreifen. Man sieht ja sonst im Fernsehen nie, wie ein Tier getötet wird – aber das war für uns eine Bedingung.“ Auch diesmal. „Das Töten von Tieren macht nie Spaß – aber man gewöhnt sich bei Fischen leichter daran als bei Hasen“, meint Nowak. Notwendig sei es so oder so – auch davor sollte man als Konsument nicht die Augen verschließen: „In einer Thunfischdose liegt ein Stück, das keine Augen hat, keinen Schwanz, keine Schuppen, keine Flossen. Man checkt gar nicht, dass das ein Fisch war, von dem es praktisch keine mehr gibt“, meint Holzer.

So produzieren die Hobbyköche mit viel Enthusiasmus Thunfischdosen ohne Thunfisch (dafür mit Waller, verpackt mithilfe einer sperrigen Dosenmaschine aus den 1930ern), Rollmöpse, Matjes und Stockfisch aus heimischen Süßwasserfischen. Alles so nah wie möglich am Original. Nur eben umweltschonender. „Was in den Tiefkühlfischstäbchen drin ist, ist ja schon die fünfte Fischart, weil es die anderen nicht mehr gibt“, erklärt Pertramer. Die Sendung trägt daher auch den Untertitel „Das Meer braucht eine Pause“. Wer sein Gewissen mit dem Kauf von gezüchtetem Fisch beruhigt, müsse sich darüber im Klaren sein, dass auch dafür viel zu viel gefischt werde: „Das ist Massentierhaltung – diese Tiere kriegen halt Pellets, die aus Fisch gemacht sind“, so Holzer. „Das ist Raubbau mit dem einzigen Zweck, dass wir billigen Fisch kaufen können.“ Pertramer nennt den Lachs denn auch „die Leberkässemmel des Meeres“.

Bitte nicht 1:1 nachkochen

Die sechs Folgen von „Fisch ahoi!“ laufen ab dem 19. Februar jeweils dienstags im Rahmen von „Die.Nacht“ in ORF eins (jeweils gegen 23 Uhr). Und was dann? Das Themenfeld Wald, Jagd, Pilze und Survival schwebt den dreien vor. Oder Nikotin und Alkohol, „was ein sehr spannendes Thema für eine Kochsendung wäre“, findet Pertramer – oder besser: für eine „Avantgarde-Kochsendung“. Die Idee, ein eigenes Kochbuch zu gestalten, wurde bisher immer verworfen. Weil manches schlicht zu einfach ist (Fischfilets salzen, in den Ofen, fertig!), anderes zu schwierig. „Wir wollen ja gar nicht, dass die Leute das eins zu eins nachkochen. Es haben Zuschauer angerufen, die einen Ochsen schlachten wollten. Ich habe gesagt: ,Bitte nicht! Versucht es erst mit einem Lamm.‘ Für einen Ochsen muss man Gefühl haben – und ein großes Kühlhaus.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.02.2019)

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