70 Jahre Currywurst: Das Schnitzel der Berliner

Die Currywurst: Bodenständigkeit mit einem Hauch Exotik.
Die Currywurst: Bodenständigkeit mit einem Hauch Exotik.Dagmar Schwelle / laif / picturedesk
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Vor 70 Jahren soll eine Berlinerin die Currywurst erfunden haben. Ihr Image als Arbeiteressen mit einem Hauch Exotik hat sie bewahrt.

Was dem Wiener seine Beamtenforelle (die Knackwurst) oder das Schnitzel ist, ist dem Berliner die Currywurst. Sie gilt nicht nur als inoffizielles kulinarisches Wahrzeichen, sondern symbolisiert auch – wie kaum ein anderes Gericht – das Arbeitermilieu. Die Currywurst ist das Essen der „einfachen Leute“, das nach getaner Arbeit beim Imbiss auf der Straße eingenommen wird. Das hat sich auch Altkanzler Gerhard Schröder einst zu Nutzen gemacht, der mit seiner Liebe zur Currywurst Bodenständigkeit vermitteln wollte. Was der Currywurst (die gern mit Pommes Frites serviert wird) wiederum den Beinamen Kanzlerplatte eingebracht hat.

Dieser Tage, konkret am 4. September, feiert die Currywurst ihren 70. Geburtstag. Wobei – auch das gehört zu einem kulinarischen Wahrzeichen – es gibt mehrere Entstehungsgeschichten dazu. Die prominenteste ist jene, in der die im preußischen Königsberg geborene Herta Heuwer 1949 – aus Langeweile oder mangels anderer Zutaten – Tomatenmark, Worcestershiresauce, Currypulver und andere Gewürze zu einer Sauce gemischt und diese über eine gebratene, klein geschnittene Brühwurst gegossen hat. Es gibt aber auch Legenden, die den Ursprung der Currywurst nach Hamburg oder auch nach Hannover legen.

Exotik der Nachkriegszeit

„Die Currywurst ist eine Erfindung der Nachkriegszeit, wahrscheinlich aus Hamburg oder Berlin. Und sie wurde vermutlich im Rotlichtmilieu entwickelt“, sagt dazu Hendrik Haase, Kommunikationsdesigner und Wurstaktivist, der sich intensiv mit der Kulturgeschichte der Wurst auseinandergesetzt hat. Er vermutet, dass sie zwar in Hamburg erfunden, aber erst in Berlin berühmt geworden ist. Entscheidend war dabei der „Touch Exotik“, der durch die Sauce mit Currypulver dazu kam. Haase vergleicht das mit dem Toast Hawaii. Und: Die Currywurst ist aufgrund der Zubereitung, der Sauce und den Beilagen (Pommes Frites oder Brötchen) auch eher ein Gericht als etwa eine Bockwurst mit Senf. Diese Kombination aus Bodenständigkeit, dem Arbeiter-Essen-Image, der Tatsache, dass sie ein (einfaches) Gericht ist und dem bisschen Exotik, macht wohl ihre ungebrochene Beliebtheit aus. Denn im Unterschied zum Toast Hawaii hat sie sich nicht nur gehalten, sie ist zum Dauerbrenner geworden. „Die Currywurst ist eigentlich eines der ersten Streetfoods“, meint Haase. Wobei ihre Exotik heute angesichts der kulinarischen Vielfalt in Berlin natürlich anders wirkt.

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