Die Testerinnen: Drei Vietnamesen

(c) Stanislav Jenis
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Ladies who lunch. Drei Vietnamesen in zwei Tagen.

(c) Stanislav Jenis

Hier sitze ich also im neuen „Good Morning Vietnam“. Schön brav zu Mittag, ausgestattet mit der asienerfahrenen Ex-Kollegin, löffle ich meine erste Pho – und habe ein schlechtes Gewissen. Ich musste einspringen, grippebedingt. Vietnamesisches Essen? Keinen Tau. Also reingebissen ins bittere Thai-Basilikum. Und einen kleinen Selbstversuch gestartet: Drei Vietnamesen in zwei Tagen. Und jedes Mal die gute Rindssuppe mit dem weihnachtlichen Geschmack. Jedes Mal Papaya-Salat. Jedes Mal Sommerrolle, das heißt kalte Glasnudeln, kaltes Gemüse, kalte Shrimps in kaltem Reispapier. Gut, das brauche ich nicht mehr, schmeckt überall gleich fad. Aber diese Pho-Bo-Suppe, eine kräftige Rindssuppe, gewürzt mit Ingwer, Chili, Zimt, Nelken, Piment und Sternanis, mit Reisnudeln, Sprossen, dünn geschnittenem Rindfleisch und haufenweise Kräutern – echt fein. Platz eins in meinem Testlauf belegen ex aequo die Phos vom Vietthao am Karlsplatz und von Nguyen’s Pho House, das erst vor drei Wochen in der Lerchenfelder Straße eröffnet hat. Wie im Klassiker Vietthao ist es hier unprätentiös, eher Imbiss als Restaurant. Die offene Küche steht im Vordergrund (Take away!), im Schlauch dahinter sitzt man an schlichten Holztischen auf Bänken.
Das Service-Personal ist jung, freundlich und spricht ausgezeichnet Deutsch. Die Pho kommt in der dampfenden Schale mit einem Tellerchen voll Extrakräutern zum Hineinzupfen. Das gehört sich so, wie ich gelernt habe. Genauso wie die Zitronenspalte und die zwei verschieden scharfen Dips, in die man das gargezogene dünne Fleisch tunkt.

Kräuter und Dips vermisse ich im neuen Good Morning Vietnam hinter der Volksoper allerdings. Das Lokal ist aus dem fünfzehnten Bezirk hierhergezogen, in die Räume seines eigenen Schnellimbiss-Ablegers. Von dessen Basic-Ausstattung man allerdings nichts mehr mitkriegt. Schade, wäre spannender gewesen als die beige Kunstleder-Lounge-Atmosphäre mit Asia-Einsprengseln. Der Papaya-Salat schmeckt nach nichts, die Pho fällt im Vergleich ab (die Nudeln sind wohl den Nachbarn zuliebe mundgerecht vorgeschnitten). Am Ende von zwei Tagen vietnamesischer Küche weiß ich aber vor allem eines – eine Pho ist auch nur eine Pho. Eine Nudelsuppe.

TIPP

Good Morning Vietnam, Sechsschimmelg. 16, 1090. Nguyen’s Pho House, Lerchenfelder Str. 46, 1080. Vietthao, Friedrichstraße 2, 1010 Wien.

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("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.02.2013)

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