Testessen: Sky Restaurant

(c) Carolina Frank
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Die Aussicht auf den Stephansdom ist durch die großen Fenster prachtvoll wie gehabt, In der Küche steht seit wenigen Monaten Roman Wurzer.

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Auf die Frage, wo in diesem weitläufigen Geschoß es denn zum Fine-Dining-Restaurant gehe, antwortet eine der Empfangsdamen dem eintreffenden Tischgenossen: „Fain . . . Daining . . . ? Unser Restaurant heißt Sky." Der Wortschatz des Service besteht indes hauptsächlich aus unterwürfigem „Gerne" und „Dankeschön" (auch dann, wenn er etwas auf dem Tisch abstellt oder einschenkt). Was nach den ersten zehn Malen in den ersten fünf Minuten schon leicht nervt und nicht weniger wird, je länger der Abend dauert. Die Aussicht auf den Stephansdom durch die großen Fenster ist prachtvoll wie gehabt, die Weinkarte noch immer etwas vom Weingut Mayer am Pfarrplatz (von Steffl-Eigentümer Hans Schmid) dominiert, die Tischbelegung im mäßig charmant beleuchteten Restaurant dürftig – am Vorabend war hingegen kein Platz zu reservieren. So weit die atmosphärischen Grundpfeiler des Sky Restaurants im Kaufhaus Steffl. In der Küche steht seit wenigen Monaten Roman Wurzer, der dank diverser Vorgänger-Arbeitsplätze an dieser Stelle schon mehrmals erwähnt wurde: So kochte er im Lux (heute Tian Bistro) am Spittelberg, im Prato in Graz, im Babenbergerhof in Mödling und im At Eight im Hotel The Ring. Hier oben galt es für Wurzer, eine Karte zu erarbeiten, die für Aussichttouristen ebenso etwas bietet wie für Gäste, die verschwurbelter essen möchten. Heißt: Wiener Schnitzel und Beef tatar als Fixstarter, Krautfleckerl als leider nicht mehr alltägliche Altwiener Alternative sowie Gerichte wie süßsauer eingelegter Rüschenkürbis mit Schnecken und schwarzen Nüssen (Bild) als Neuwiener Wahlmöglichkeit. Von Beginn an zeigt Roman Wurzer, dass er ebenso gut panieren kann wie schmoren: Als Vorneweg-Happen kommen knusprige Risottowürfel, der Kalbskopf mit Erdäpfelschalengelee und Senfeis ist wirklich gelungen, nur für die ausgestochenen Erdäpfelmünzen wären Speckige die bessere Wahl gewesen. Schweinsbauch samt Kruste mit originellem Kümmelkraut gerät wunderbar, bei der behutsam gegarten Kabeljautranche mit Streifen von konfierter Buddhas-Hand-Zitrone irrittiert das offenbar chlorophyllgefärbte giftgrüne Brokkolipüree. Sehr erfreuliches Dessert: Arme Ritter mit geschmorter Banane und Salzkaramelleis. Den Auftritt des Abends liefert der Service, als er einen Rotgipfler als „Chardonnay vom Weingut Rotgipfler aus der Thermenregion" anpreist. Dieser Winzer war bis Redaktionsschluss nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. 

Info

Sky Restaurant, Kärntner Straße 19, 1010 Wien, Tel.: +43/(0)1/513 17 12, Restaurant: Mo–Sa ab 18 Uhr.

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